Fenstermontage: Linienförmige Verklebung statt Schrauben
Ziel des Projektes „Geklebte Plug-In Fenstermontage“ ist es, ein neuartiges und vereinfachtes Montageverfahren für Fenster und Türen zu entwickeln, dass im Neubau und für die Sanierung eingesetzt werden kann. Der Lösungsansatz beruht auf einer (elastischen) Verklebung des Fensters mit der Wand, um die Anforderungen – Befestigen, Dämmen der Fuge und die Herstellung des inneren luftdichten und äußeren schlagregendichten Anschlusses – in einem Arbeitsgang zu erfüllen.
Besondere Herausforderungen der Fenstermontage
Die besondere Herausforderung dabei ist einerseits die auftretenden Lasten (z.B. Eigengewicht, Windlasten, Gebrauchslasten – auch von großen Fenstern und Türen) in das Gebäude zu übertragen, und andererseits keinen starren Verbund zu erreichen. Eine gewisse Elastizität ist notwendig, um temperatur- und/oder feuchtigkeitsbedingte Verformungen des Fensterprofils aufnehmen zu können und Bewegungen des Gebäudes (z.B. Sturzdurchbiegung) auszugleichen.
Gegenüber der punktförmigen Befestigung, wie bei der herkömmlichen Montage meist mit Schrauben ausgeführt, erleichtert die linienförmige Verklebung die Lasteinleitung in den tragenden Baukörper z. B. in einen hochporösen Ziegel. Gleichzeitig ist durch die Klebefuge eine luft- und schlagregendichte Ebene gegeben.
Aus fünf Arbeitsschritten einen machen
Hintergrund für dieses Projekt ist, dass die Ausführungsqualität der Fenstermontage einerseits aufgrund der Komplexität der Bauaufgabe und andererseits aufgrund der fehlenden/schlechten Ausbildung der MontagemitarbeiterInnen sinkt. Demzufolge nehmen Mängel und Reklamationen an das Gewerk Fenstermontage zu. Die Fensterbranche und die Zulieferindustrie sind daher auf der Suche nach alternativen Montagemöglichkeiten. Der Lösungsansatz einer geklebten Plug-In Montage wird im Rahmen des vorliegenden Projektes gemeinsam mit der Branche erforscht und dadurch der Fenstereinbau wesentlich einfacher und wirtschaftlicher.
Die gemäß ÖNORM B 5320 für einen Standardfenstereinbau geforderten Arbeitsschritte Befestigen, Dämmen der Fuge und innerer und äußerer Anschluss sollen in einen einzigen zusammengefasst werden (siehe nachstehende Abbildung 1).
Um das Ziel zu erreichen, sind wesentliche Entwicklungsinhalte im Bereich der tatsächlichen temperatur- und feuchtebedingten Längenausdehnungen der unterschiedlichsten Fenster- und Türprofile (Holz, Holz-Alu, Kunststoff, Kunststoff-Alu und Alu), der Leistungsperformance und Dauerhaftigkeit der Klebstoffe (Füllstoffe), der Haftfestigkeit an unterschiedlichsten Untergründen (verschiedene Wandbaustoffen und Baustellenbedingungen), einer praxistauglichen Applikationstechnik und der Tauglichkeit des Gesamtsystems zu erforschen.
Längenausdehnungen der Rahmenprofile deutlich kleiner
Erste Forschungsergebnisse zeigen, dass die in der Literatur angegebenen temperaturbedingten Längenausdehnungen für Fenster- und Türrahmenprofile deutlich zu groß sind. Dies begründet sich insbesondere darauf, dass in der Literatur der Längenausdehnungskoeffizient des Materials angegeben wird und die Einbausituation der Fenster und Türen meist unberücksichtigt bleibt. Durch den Einbau im Differenzklima zwischen innen und außen und der mechanischen Verankerung der Rahmenprofile im tragenden Wandbildner reduzieren sich die Längenausdehnungen, insbesondere bei Kunststoff und Alu, erheblich. Dieses erste wichtige Teilergebnis erleichtert die Umsetzung des Forschungsansatzes wesentlich, da das Montagematerial (Klebstoff) weniger temperaturbedingte Bewegungen aufnehmen können muss.
Dieser Beitrag von Peter Schober ist zuerst erschienen in GLASWELT 04/2021. Peter Schober ist Leiter des Fachbereichs „Fassaden, Fenster, Türen und Beschläge“ an der Holzforschung Austria.
Projektdaten
Forschungsprojet: Geklebte Plug-In Fenstermontage
Fördergeber: FFG Collective Research
Forschungspartner: 12 Wirtschaftsunternehmen
Projektlaufzeit: 10/2019 bis 01/2023