Aus der Praxis: Solare Überdachungen mit Bauzulassung
Bei der solaren Überdachung von Parkplätzen ist es wichtig, nicht nur die praktischen Aspekte in den Blick zu nehmen, sondern auch die Ästhetik. Das gilt vor allem dann, wenn es um Kundenparkplätze geht. Denn dann gelten zusätzliche Kriterien. Die Kunden wollen nicht durch düstere Gänge schleichen, sondern gut geschützt durch freundliche, offene Räume zum Eingang kommen. Wie so etwas aussehen kann, hat Famila gezeigt.
Der Lebensmitteleinzelhändler betreibt eine ganze Reihe von Supermärkten in Norddeutschland. „Wir haben insgesamt ein großes Interesse daran, einen möglichst großen Anteil des benötigten Stroms auch selbst zu erzeugen. Das ist ein wichtiger Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Bei unseren Bestandsgebäuden prüfen wir aktuell, ob die Installation einer Photovoltaikanlage möglich ist. Bei Neubauten ist eine Solaranlage bei uns Standard“, erklärt Dennis Saße-Ovens. Er ist in der technischen Abteilung für das Energiemanagement der Supermärkte von Famila verantwortlich.
Parkplatz liefert Strom
Dieses Engagement darf auch deutlich zu sehen sein. So hat das Unternehmen den Kundenparkplatz seiner Filiale in Ahrensburg entsprechend ausgestattet. Die nagelneue Filiale in der Stadt vor den Toren Hamburgs wurde im März 2022 eröffnet. „Der Famila-Markt in Ahrensburg ist unser größter Markt“, sagt Dennis Saße-Ovens. „Aufgrund der Größe der zur Verfügung stehenden Stellplatzfläche haben wir uns in diesem Fall für eine solare Parkplatzüberdachung entschieden. Und darüber können wir einen großen Teil des Strombedarfs des Markts decken.“
Auf vier Parkplatzreihen mit jeweils 40 Stellplätzen nebeneinander können die Kunden ihre Autos geschützt abstellen. Der Parkplatz ist mit einem Carport mit Trapezblech überdacht.
Auf diesem wurden mit einer Kurzschienenkonstruktion von Lorenz Montagesysteme 1.416 Glas-Folien-Module von Solarwatt installiert. „Für uns gehört es zwar zum Standard, dass wir Parkplatzüberdachungen errichten. Dies war allerdings das erste Mal, dass wir auch eine Solaranlage auf die Parkplatzüberdachung gebracht haben, deshalb gab es da schon einige Dinge zu beachten – besonders in statischer Hinsicht“, erinnert sich Saße-Ovens.
So mussten die Planer beispielsweise sicherstellen, dass die Unterkonstruktion das Gewicht der Module auch entsprechend trägt. „Wir haben insgesamt sehr darauf geachtet, dass es nicht zu Verschattungen kommt“, beschreibt der Techniker von Famila den Lösungsansatz. „Die Fläche, auf der die Module montiert sind, wird von unten gestützt, sodass wir genug Tragfähigkeit haben, aber auch die maximale Sonneneinstrahlung nutzen können.“
Zudem ging es bei den eigentlichen Carports darum, die Kosten im Zaum zu halten. Deshalb haben sich die Planer dagegen entschieden, den gesamten Carport mit semitransparenten Modulen zu überdachen. Denn dann hätten sie die schwereren Glas-Glas-Module einsetzen müssen. Das hätte sich auf die notwendige Tragfähigkeit der Unterkonstruktion ausgewirkt, die dann noch höher hätte ausfallen müssen. Zudem ist die Leistung der Glas-Folien-Module etwas höher als die der semitransparenten Paneele.
Doch für die Fußgängerwege zu den beiden Eingängen des Supermarktes haben die Planer einen Sonnenlichttunnel geschaffen. Denn diese haben sie mit semitransparenten Modulen überdacht, die direkt in einer Unterkonstruktion von Clickcon integriert sind. Um hier ohne weitere Sicherungsmaßnahmen auszukommen, die für Überkopfverglasungen notwendig sind, wenn sich darunter Menschen aufhalten, musste ein Modultyp her, der eine entsprechende bauaufsichtliche Zulassung mitbringt.
Deshalb wurden in diese Fußgängerüberdachungen die Module Construct 60M von Solarwatt eingesetzt. Der Dresdner Modulhersteller und Systemanbieter hat diese Paneele eigens für die Integration in Fassaden und für die Überkopfverglasung beim Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) zertifizieren lassen. Diese allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) in Kombination mit der Lichtdurchlässigkeit der Module war das schlagende Argument für die Auswahl. Denn auf diese Weise entsteht ein heller und einladender Weg zu den Eingängen des Supermarktes.
91 Prozent Eigenverbrauch
Dieser kann mit den Solaranlagen immerhin gut 27 Prozent seines immensen Strombedarfs von 1.600 Megawattstunden pro Jahr decken. Zwar hätte noch viel mehr Solarleistung sowohl auf den Parkplatz als auch auf das Dach gepasst. Doch solche zusätzlichen Anlagen hätten auch nicht mehr Strombedarf direkt decken können. Denn schon jetzt nutzt der Supermarkt nicht den gesamten Strom, den die Solarmodule erzeugen.
Diese erreichen eine Gesamtleisstung von 563 Kilowatt. Damit können sie jedes Jahr etwa 476.000 Kilowattstunden sauberen Solarstrom produzieren. Davon verbraucht der Supermarkt 434.000 Kilowattstunden direkt vor Ort. Der Rest wird ins Netz eingespeist.
Dadurch erreicht Famila eine Eigenverbrauchsquote von satten 91 Prozent, was zur Wirtschaftlichkeit der Anlage beiträgt. „Wir rechnen deshalb mit einer Amortisationszeit zwischen sieben und acht Jahren“, sagt Dennis Saße-Ovens. Mit mehr Solarleistung wäre zwar die Einspeisung ins Netz größer gewesen, aber nicht die Einsparungen durch die Nutzung von preiswertem selbst erzeugten Solarstrom.