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Aufarbeitung von Solarmodulen: Weiter nutzen statt verschrotten

Dittmar Koop

Die Rinovasol Global O and M GmbH mit Sitz in Weiden in der Oberpfalz (Bayern) hat sich auf die Aufarbeitung von Solarmodulen spezialisiert und nach eigenen Angaben bereits über eine Million PV-Module in 40 Ländern aufgearbeitet bzw. recycelt. Die Aufarbeitungs- bzw. Weiternutzungsquote beträgt nach Firmenangaben derzeit 96,3 % der eingegangenen Module. Recycling ist zwar eben auch Bestandteil dieses Felds, aber nur ein geringes, nachgeschaltetes. Bislang bietet das Unternehmen Aufarbeitungsprozesse für kristalline Module an.

 

Die PV ist Kernbestandteil der Energiewende, sie wird massiv ausgebaut. Aber was anstellen mit den Modulen, die nach der Bilanzierung ausgedient haben und was mit der Zahl an B-Modulen in einer global wachsenden Produktion?

Die fünf häufigsten Mängel bei Solarmodulen

„Alte“ Photovoltaik-Module weiternutzen statt sie zu verschrotten: Rinovasol bezeichnet sich selbst auf diesem Gebiet als Weltmarktführer. Erst jüngst hat das Unternehmen auch Maschinen aus dem Maschinenpark der insolventen Solarworld AG erworben, um den Aufarbeitungsprozess weiter zu automatisieren. Das Unternehmen bezieht seine Module weltweit aus Repowering und Gewährleistungsfällen sowie B-Ware aus der Modulproduktion. Zu den fünf typischsten Mängeln, die die Module mitbringen, zählen

  • Probleme der Rückseite („chalky“ bzw. porös, leichte und schwere Risse),
  • die Delamination der Module,
  • Diodenfehler,
  • Leistungsabfälle sowie
  • Kabel- und Steckerprobleme.

Wenn nichts mehr geht: Hammermühle

Ein Modul gilt dann bei Rinovasol als verloren (End-of-Life-klassifiziert), wenn schwere Hotspots sowie Glasbruchschäden vorliegen. Das sind, wie das Beispiel der Aufarbeitungsquote von Rinovasol zeigt, prozentual nicht so viele. Diese kommen unter die Hammermühle: „Wir sind auf der mechanischen Seite mit der Hammermühle, da wir mit großem Abstand den geringsten Anteil von End-of-Life-Modulen haben. Solche Module werden dann zerkleinert, so dass die Fraktionen Aluminium und Nicht-Eisen-Metalle auf der einen Seite, wie auch Kunststoff-Flakes und Glasmehl auf der anderen Seite separiert werden. Alle Fraktionen werden den jeweiligen zertifizierten Abnahmequellen direkt zugeführt“, berichtet Toralf Nitsch, der zusammen mit Josef Gmeiner die Firmengruppe leitet. Metalle gehen in eine Metallschmelze, Teile der Glasmehl-Fraktion auch, Kunststoffe dienen als Ersatzbrennstoff, das Glasmehl wird z. B. zur Herstellung von Isolationsmaterial und Schwimmkörpern eingesetzt.

Richtig gutes Second-Hand-Geschäft

Das eigentliche Geschäft läuft aber über die Second-Hand-Module. „Es lohnt sich, da der Aufwand kalkulatorisch zu dem Ertrag passt, welchen das Modul in der weiteren Zeit seines „Extra“-Lebens produzieren wird. Diese Module gehen überwiegend zu Selbstversorgern oder in PPA-Verträge, die nicht ans EEG gebunden sind“, berichtet Nitsch. Bei den meisten Schadenbildern könne davon ausgegangen werden, dass die Module nach der Aufarbeitung quasi „so gut wie neu“ laufen würden. Die ursprünglich ausgewiesenen Leistungen würden beinahe erreicht, so Nitsch.

Sammelsystem PV collect wird aufgebaut

Die ersten Entwicklungen wurden durch Josef Gmeiner bereits im Jahr 2014 angestoßen. Faktisch sah er sich dem Problem ausgesetzt, dass bei der Vermittlung von Modulen eine größere Menge an Modulen vom Kunden reklamiert wurden, diese aber nicht vom Hersteller als Gewährleistungsfall anerkannt wurden bzw. eine Übernahme der Garantie verweigert wurde. Daher war guter Rat teuer und Gmeiner fing an, sich über die Reparatur von Modulen Gedanken zu machen und diese dann auch umzusetzen. Heute sind es jährlich bereits eine Million Module, die den Weg in die Reparaturstätte in Weiden finden, Tendenz steigend.

Derzeit ist das Unternehmen dabei, ein weltweites Sammelsystem mit Namen „PV collect“ aufzubauen. Dabei handelt es sich um das Angebot, Module abzubauen, den Transport in speziell dafür entwickelten Transportboxen durchzuführen sowie die Aufarbeitung und die Auslieferung. Geplant und im Aufbau befindlich sind dazu Sammelstellen weltweit. „Wir denken, es wird eine gewaltige Menge an Solarmodulen sein, die in den kommenden Jahren getauscht wird, aber auch auf der anderen Seite neu installiert wird“, sagt Nitsch.

Immer Ziel: Günstiger Solarstrom

Laut Nitsch ist es nicht ganz einfach, einen pauschalen Wert zu nennen, wie viel die Aufarbeitung eines Moduls durchschnittlich kostet, da viele Faktoren einflössen. Allerdings bewege sich der derzeitige Verkaufspreis aufgearbeiteter Module bei Rinovasol etwa von 10 bis 14 ct/W gemessener Ausgangsleistung. „Auch wegen der gerade laufenden Umstellungen auf die automatischen Sanierungslinien werden wir dafür sorgen, dass diese Konditionen weiter unter Druck bleiben und extrem günstiger Solarstrom möglich ist“, stellt Nitsch weiter in Aussicht. Das Interesse und die Nachfrage wachsen.

Herausforderungen: Informieren, Aufklären, Standards schaffen

Als größte Herausforderung für die kommenden Jahre, vor denen die Aufarbeitung von PV-Modulen steht, sieht Nitsch die Notwendigkeit von Information und Aufklärung, „dass noch so viel mit den Modulen machbar sein kann, selbst wenn sie bei uns nicht mehr die vertragliche Leistung erzeugen – unter unseren europäischen Gegebenheiten.“ Parallel dazu müssten Standards zu diesem Themenfeld entwickelt werden, in denen die Themen Transport, Transportsicherheit, Handling und Bearbeitung sowie Arbeitsschritte und die Dokumentation beschrieben werden.

Dittmar Koop ist Journalist für erneuerbare Energien und Energieeffizienz.

Fazit: Wiederverwenden vor Recycling

Mit dem rasant wachsenden Ausbau weltweit der Photovoltaik gewinnt auch die Frage in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten an Bedeutung, was am ‚offiziellen Ende‘ mit den Modulen geschieht. Sie zu demontieren und ins Recycling zu schicken ist sicher nicht der beste, sondern erst der letzte Weg.

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