So entwickelt sich der Heimspeicher-Markt bis 2022
Big Oil plant für die Zeit danach, sozusagen für in die postfossile Ära. Shell Ventures, die Risikokapitalsparte des Erdölkonzerns, führte Ende Mai eine Investorengruppe an, die sich mit weiteren 60 Millionen Euro an dem Heimspeicherhersteller Sonnen beteiligt. Der Trend ist klar: Der britische Konzern mit der Muschel im Logo will weg vom Öl. Bereits 2016 gründete Shell seine eigene Ökoenergiesparte. Der Fokus liegt auch auf dem Stromgeschäft, da sich durch die Sektorkopplung Chancen ergeben – sprich durch die Elektromobilität.
E-Charger und vernetzte Stromspeicher bei Sonnen
Sonnen wiederum will mit der neuen Finanzierungsrunde weiter wachsen und Stromdienstleistungen wie die eigene Community vorantreiben. „Sonnen wächst schneller als der Markt und führt neue Geschäftsmodelle und Technologien ein, wie etwa Stromsharing oder Dienstleistungen, die auf unserem vernetzten Batteriepool basieren“, sagt Christoph Ostermann, Chef und Gründer von Sonnen. Und er weiß: „So etwas aufzubauen, erfordert kontinuierliche Investitionen.“ Ende 2016 erhielt seine Firma 76 Millionen Euro. Wachsen kostet. Neben dem Investment wird Sonnen auch strategisch mit der Erneuerbaren-Sparte von Shell zusammenarbeiten.
Der Fokus der Kooperation liegt demnach auf „innovativen, sauberen Energielösungen, aber auch auf der Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität sowie Netzdienstleistungen, die mit dem vernetzten Batteriepool zusammenhängen“, erklärt Ostermann.
Die Nachfrage nach Heimspeichern hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht, weil sich vor allem durch die sinkenden Systempreise die Wirtschaftlichkeit deutlich verbessert habe, bestätigen die Berater und Marktforscher von Macrom aus Bergisch Gladbach. „Auch der wieder gestiegene private Photovoltaikzubau wirkt sich positiv aus, da mittlerweile mehr als die Hälfte der Photovoltaikanlagen direkt mit Solarstromspeichern kombiniert wird“, erklärt Michael Jansen, Geschäftsführer von Macrom.
55.000 abgesetzte Stromspeicher für 2018 erwartet
Die aktuelle Studie „Der deutsche Markt für PV-Batteriespeicher-Systeme mit privater Nutzung 2018“ vom März 2018 nennt interessante Zahlen: Demnach übertrifft das Marktwachstum mit einem Gesamtmarktvolumen im Jahr 2017 von 41.100 Stück abgesetzten Batteriespeichersystemen die Erwartungen des Handels, der Installateure und der Hersteller. In diesem Jahr rechnet Macrom sogar mit 55.000 abgesetzten Heimspeicher-Anlagen.
Der Markt für Heimspeicher ist demnach in den letzten fünf Jahren stark gewachsen. So stieg von 2015 auf 2016 der Absatz der von den Herstellern an die nachfolgenden Vertriebsstufen verkauften Stromspeicher auf die Stückzahl bezogen um mehr als 40%. Zum Folgejahr 2017 ist mit einer weiteren Mengensteigerung von 60% die Dynamik des Marktes noch einmal gestiegen. Neben dem starken Wachstum sei der Stromspeicher Markt auf der Anbieterebene von einem intensiven Strukturwandel geprägt, der sich in den letzten beiden Jahren vollzogen habe, berichtet Jansen.
„So haben Player wie LG Chem oder Varta Storage sehr schnell Marktanteile gewonnen.“ Die fünf Hersteller LG Chem, Sonnen und Senec sowie E3/DC und Varta Storage vereinen hierzulande 65% des gesamten Absatzes von Heimspeichersystemen auf sich. Bei Batteriewechselrichtern ist SMA der Platzhirsch, der zudem ein eigenes Komplettsystem anbietet.
Preis hängt von Kapazität und Funktionen ab
Die Marktanalysten sehen allerdings voraus, dass sich das Wachstum des deutschen Marktes abflachen wird. „Dies liegt zum einen daran, dass das jährliche Marktvolumen bereits einen hohen Wert erreicht hat“, sagt der Macrom-Chef. Somit werde das jährliche Wachstum der Absatzmenge in den nächsten Jahren auf weniger als 30% sinken. „Für 2022 rechnen wir damit, dass die Anzahl der abgesetzten Heimspeicher in einem Bereich von 100.000 Systemen liegen wird.“
Die Preisspanne bei Heimspeichern auf dem Markt ist relativ groß. Der Preis hängt vor allem von der unterschiedlich großen Batteriekapazität und dem Funktionsumfang der Systeme ab, weiß Analyst Jansen. In der zweiten Jahreshälfte 2017 lag der Herstellerabgabepreis der Systeme im Schnitt bei unter 800 Euro pro Kilowatt nutzbare Batteriekapazität. Solarwechselrichter und Installationskosten sind nicht darin enthalten.
Preisrutsch für Stromspeicher bleibt erst mal aus
Im Zeitraum von 2015 bis 2017 lag die Preissenkung auf einem Niveau von mehr als 30%. Die sinkenden Preise pro Kilowattstunde seien vor allem auf bessere Einkaufskonditionen für Lithiumakkus zurückzuführen. „Die Marktteilnehmer haben diese Preisvorteile im harten Wettbewerbsumfeld weitgehend an die Endkunden weitergegeben“, meint Jansen.
Auch in Zukunft seien die Preise für Heimspeicher stark von der Entwicklung der Preise für die Batteriezellen abhängig. Bei Batteriezellen erwarten die Berater aufgrund der allgemein gestiegenen Nachfrage keine so starken Preisreduktionen wie in der Vergangenheit. Somit reduziert sich der Spielraum für weitere Preissenkungen für Heimspeicher bis zum Jahr 2020 insgesamt auf einen Bereich von acht bis 15%. E3/DC-Chef Andres Piepenbrink sieht das ähnlich: „2018 werden die Preise für Privatkunden durch den Verfall der Solarmodulpreise etwa fünf Prozent nach unten korrigiert.
Die Heimspeicherpreise für Endkunden werden sich in den nächsten zwei bis drei Jahren nur langsam nach unten bewegen, auch weil jeder Batteriehersteller am Markt profitabel werden muss“, prophezeit er. Er rechnet noch mit weiteren Marktbereinigungen von Wettbewerbern, denen das Kapital ausgeht.
KfW-Förderung wird meist abgelehnt
Nicht alle Speicherhersteller werden bei einem Versorger wie EnBW oder einem Familienkonzern wie Hager unterschlüpfen oder bei Big Oil Millionen Euro einwerben können. Einen deutlichen Preisrutsch für Endkunden sieht Piepenbink erst Ende 2020, wenn auch der Markt deutlich vergrößert sein wird, was auch die Macrom-Studie belegt.
Mit der neuen Quattroporte-Serie steigt E3/DC nun verstärkt in den jungen Markt für Gewerbespeicher ein. Denn Piepenbrink stellt eine Sättigung im DC-Bereich fest. Der AC-Speicher verbreitert nun die Palette, sodass der Kunde frei entscheiden kann, ob er ein AC- oder DC-System haben will.
Von einer KfW-Förderung nehmen indes immer mehr Kunden Abstand. Sie spielte im vergangenen Jahr kaum eine Rolle mehr. Die Macrom-Studie zeigt, dass der Anteil der durch die KfW-Bank geförderten Speichersysteme 2017 bereits weniger als ein Fünftel betrug.
Demnach befinden Kunden die KfW-Förderung als unattraktiv, weil die Solarstromleistung für geförderte Systeme stark eingeschränkt werden muss. „Durch die gestiegene Wirtschaftlichkeit der Heimspeicher raten viele Installateure ihren Kunden von der KfW-Förderung ab“, sagt Jansen.
Die Transparenz bei den Datenblättern der am Markt erhältlichen Systeme ist aus Sicht von Tobias Rothacher noch nicht befriedigend. Er betreibt das Speicherportal Enerkeep, das eine herstellerunabhängige Beratung für Endkunden anbietet. „Einige Hersteller nutzen zwar den neuen Effizienzleitfaden, ihr Anteil ist jedoch noch gering“, resümiert er.
Etwa jeder fünfte Besucher auf Enerkeep interessiere sich für das Thema Notstrom. „Die Hälfte hiervon wiederum hat aber nur eine vage Vorstellung von den verschiedenen Arten einer Notstromversorgung und welchen Mehraufwand diese jeweils bedeuten“, sagt Rothacher. Für die anderen 10% sei eine unterbrechungsfreie Notstromversorgung ein absolutes Muss, sei es das dreiphasige Inselsystem oder die einfache Steckdose am Gerät. „Oftmals haben diese Interessenten schon mehrere Stromausfälle erlebt oder sie verfügen über strombetriebene kritische Infrastruktur, die unbedingt geschützt werden muss“, berichtet Rothacher.
Ein ebenfalls wachsender Markt entsteht für Batteriesysteme im gewerblichen Bereich, E3/DC und auch Varta Storage drängen in dieses Segment. Die Herstellerumsätze wuchsen von 2015 auf 2016 um 43%. Die Zielgruppen im Segment umfassen Gewerbebetriebe, Kunden in der Industrie, im Handel sowie in der Landwirtschaft und kommunale Unternehmen.
Bisher war vor allem Eigenverbrauch ein Motivationsfaktor für die Investition in Strompuffer. Allerdings seien die Investitionen für viele potenzielle Kunden noch zu hoch, um eine attraktive Amortisationszeit zu erzielen. Hier gilt es immer, mehrere Erlösquellen zu finden.
Dieser Artikel von Niels Hendrik Petersen ist zuerst erschienen in photovoltaik 06-2018.
Voltstorage: Eine Alternative zu Lithiumspeichern
Trotz einer großen Anbietervielfalt können Endkunden bei Speichern fast nur auf Geräte mit Lithiumakkus setzen. Der Voltstorage Smart bietet eine Alternative: Er basiert auf der Vanadium-Redox-Flow-Technologie und ist laut dem Münchener Hersteller langlebig, sicher und umweltschonend.
Der Strompuffer ist ein kompaktes Gerät und kompatibel mit jedem Hausanschluss und jeder Photovoltaikanlage. Das Speichersystem beinhaltet einen integrierten Batteriewechselrichter, der eigens für Vanadium-Redox-Flow-Batteriesysteme optimiert wurde. Die Speicherkapazität liegt bei 6,8 Kilowattstunden und zwei Kilowatt Leistung. Somit orientiert sich das Voltstorage an Standardlastprofilen für Privathaushalte.
Das System ist allerdings beliebig erweiterbar, sowohl bei der Kapazität als auch bei der Leistung. Es kann innerhalb eines Mehrspeichersystems in Reihe geschaltet werden. Dank Serveranbindung via Wlan/Ethernet werden alle Stromspeicher des Start-ups automatisch und ohne Wartungsaufwand mit Updates versorgt, die das Batteriemanagement kontinuierlich weiterentwickeln.
Der Redox-Flow-Speicher ist ab Juni 2018 im Markt verfügbar. Voltstorage gibt zehn Jahre Garantie auf das komplette System.