Erfindung erleichtert Hygienespülungen von Trinkwasserleitungen
Die Trinkwasserrohre in Deutschland werden regelmäßig mit relativ hohem Druck durchspült, um die Rohre sauber zu halten. Auch nach einer Reparatur im Rohrnetz müssen die Leitungen gespült werden. Das Wasser wird dabei über einen Schlauch, der an einen Hydranten angeschlossen ist, in einen Gully und von dort in das Kanalsystem abgeleitet. Da bei dem Spülprozess Luft aus den Leitungen gedrückt wird, kann es zu dazu kommen, dass erhebliche Kräfte auf den Schlauch wirken. Durch diese Druckschläge kann der Schlauch unkontrollierte Bewegungen ausführen und sich wie eine Schlange am Boden winden.
Dabei besteht die Gefahr, dass Mitarbeiter des Wasserversorgers oder Passanten durch den unkontrollierbaren Schlauch verletzt werden. Der Schlauch wird deshalb in der Regel durch eine Art Metallkasten fixiert, der einen Anschluss für den Schlauch und einen Abfluss zum Gully hat.
„Es gibt zahlreiche solcher Spülkästen auf dem Markt, aber sie taugen meiner Ansicht nach nicht viel“, sagt Rohrnetzmeister Ralf Sandtner von der e-netz Südhessen, einem Tochterunternehmen der ENTEGA. Er hat deshalb nach einer Alternative gesucht und eine patentwürdige Erfindung gemacht. Die marktüblichen Spülkästen können im Betrieb 30-60 Kilogramm wiegen, um die Wasserkraft zu bändigen. Sie sind so konstruiert, dass sie sich ganz mit dem einströmenden Wasser füllen und sich hierdurch selbst beschweren. „Nach einem Bandscheibenvorfall wollte ich so ein Gewicht nicht mehr stemmen“, so Sandtner. Der Meister für Rohrnetzbau und Rohrnetzbetrieb in dem Bereichen Gas und Wasser analysierte die gängigen Spülkästen und experimentierte, um einen Weg zu finden, wie der Schlauch auch mit einem viel leichteren Spülkasten fixiert werden kann. „Bis die Konstruktion stimmte bin ich oft sehr nass geworden“, erzählt er.
Sandtner tüftelte in seiner Freizeit an der neuen Konstruktion. Mit Unterstützung seines Arbeitgebers testete er immer wieder neue Varianten, bis schließlich die neue Konstruktion eines leichten Spülkastens den Praxistest bestand. Auch bei seiner Erfindung wird der Schlauch an den Kasten angeschlossen. Das Wasser wird aber mit Luft verwirbelt, die Spülkraft des Wassers umgeleitet und durch einen Metallkranz so zum Abfluss geführt, dass ein kleiner Wasserrest am Boden bleibt, der ausreicht, um den Kasten zu beschweren und standsicher zu machen. Der Spülkasten wiegt nur etwa 10kg und die Abmessungen sind wesentlich geringer als bei ähnlichen Produkten, die ebenfalls einen Durchfluss von 160 Kubikmetern in der Stunde bewältigen können. Die geringere Größe und die Bauart in Form einer stumpfen Pyramide spart Platz und ist ideal für den Einsatz in zugeparkten Innenstädten.
Das Deutsche Patent- und Markenamt in München hat dem Antrag der e-netz auf „Eintragung eines Gebrauchsmusters“ stattgegeben. Die Erfindung hat sich bereits in der Branche herumgesprochen und soll sich durch Präsentationen bei Berufsverbänden der Wasserwirtschaft und des Rohrleitungsbaus weiter etablieren. Wasserversorger in der Nachbarschaft sind an dem leichten und standsicheren Spülkasten schon jetzt interessiert.