Erste Elektro-Lkw fahren auf deutschen Autobahnen
In Hessen ist am 7. Mai eine von drei deutschen Teststrecken für Elektro-Lkw gestartet: auf der A5 zwischen den Anschlussstellen Langen/Mörfelden und Weiterstadt werden nun Lkw mit Strom aus Oberleitungen versorgt, was einen schadstoffarmen und umweltfreundlichen Lkw-Verkehr ermöglicht. Außerdem sollen die sinkenden CO2-Emissionen mit dieser Antriebsform den Gütertransport wesentlich klimafreundlicher machen. Das Bundesumweltministerium fördert das Pilotprojekt seit Anfang 2017 mit rund 14,6 Millionen Euro und setzt damit ein Vorhaben des Aktionsprogramms Klimaschutz 2020 um, dass die Erprobung elektrischer Antriebe bei schweren Nutzfahrzeugen vorsieht.
In Hessen werden mehrere Speditionen und Logistikunternehmen ihre regulären Transporte über die Teststrecke mit Elektro-Lkw abwickeln. Die Strecke zwischen den Autobahn-Anschlussstellen Langen/Mörfelden und Weiterstadt wird dazu in beiden Fahrtrichtungen auf einer Länge von jeweils 5 Kilometern mit Oberleitungen für die Stromversorgung ausgestattet. Der Strom stammt ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen.
Zwei weitere Teststrecken für Elektro-Lkw entstehen derzeit in Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg. Jede der drei Pilotstrecken hat ihre eigene Strecken- und Verkehrscharakteristik. In Hessen wird das System auf einem der stärksten befahrenen Autobahnabschnitte Deutschlands erprobt.
Wissenschaftliche Begleitung durch TU Darmstadt
Das Projekt ELISA wird wissenschaftlich begleitet durch das Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik (IVV) am Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften der TU Darmstadt, unter Leitung von Professor Manfred Boltze. Das IVV ist als Konsortialpartner eng in das Projekt eingebunden. Der Feldversuch soll bis Ende 2022 dauern und ermöglicht eine umfassende Erprobung und Untersuchung des oberleitungsgebundenen elektrischen Betriebs von schweren Nutzfahrzeugen unter Praxisbedingungen.
Die Technik hinter dem Projekt
In Zusammenarbeit mit Logistikunternehmen speziell ausgerüstete Lastkraftwagen – sogenannte Oberleitungs-Hybrid-Lkw (kurz OH-Lkw) – fahren über die Versuchsstrecke. Sensoren erkennen, ob sich über dem Fahrzeug eine Oberleitung befindet. Die Stromabnehmer im Dach des Führerhauses werden dann ausgefahren und versorgen den Elektromotor mit Strom. Zugleich wird die mitgeführte Batterie aufgeladen. Endet die Oberleitung oder will ein OH-Lkw überholen, springt entweder die Batterie oder ein Dieselmotor ein. Letzterer kann auch zugeschaltet werden, falls die Batterie leer ist oder die Batterieladung für die emissionsfreie Belieferung von städtischen Zielen aufgespart werden soll.
Das Herstellen oder Lösen des Kontakts des Stromabnehmers mit der Oberleitung erfolgt automatisch im fließenden Verkehr, ohne dass die Geschwindigkeit verringert werden muss. Der Strom für die Pilotanlage wird zu 100% aus erneuerbaren Energien bereitgestellt.
Pilotprojekt ELISA
Die Leitung dieses Pilotprojekts namens ELISA - "ELektrifizierter, Innovativer Schwerverkehr auf Autobahnen" - übernimmt die hessische Landesbehörde für Straßen- und Verkehrsmanagement Hessen Mobil. Das Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der TU Darmstadt ist für die Begleitforschung verantwortlich. Im geplanten Feldversuch sollen auch der Energieversorger ENTEGA und die Siemens AG eingebunden werden. Weitere Unternehmen (Logistiker und Firmen, für deren Produkte die Strecke genutzt wird) nehmen als assoziierte Partner daran teil: HEAG mobilo AG, Ludwig Meyer GmbH & Co KG, Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main eG, Spedition Hans Adam Schanz GmbH & Co KG, Contargo AG, Hegro Eichler GmbH.