Neubauflaute: Baugenehmigungen in Deutschland auf Rekordtief
Der Wohnungsbau in Deutschland erlebt einen dramatischen Einbruch. Von Januar bis September 2024 wurden 22,2 % weniger Neubauwohnungen genehmigt als im Vorjahreszeitraum – das entspricht 36.600 weniger Einheiten. Besonders betroffen sind Einfamilienhäuser (-25,7 %), Zweifamilienhäuser (-13,0 %) und Mehrfamilienhäuser (-21,7 %). Auch der September selbst markiert einen Tiefpunkt: Mit 11.400 genehmigten Neubauwohnungen liegt das Niveau 31,1 % unter dem des Vorjahresmonats.
Langfristiger Abwärtstrend gefährdet Wohnungsmarkt
Die Krise im Bausektor ist kein kurzfristiges Phänomen. Bereits seit 28 Monaten gehen die Baugenehmigungen kontinuierlich zurück. Im Vergleich zu 2022 sind die Zahlen besonders alarmierend: Vor zwei Jahren wurden bis September noch 272.000 Wohnungen genehmigt, 2024 hingegen nur noch 157.200 – ein Rückgang von 42 %. Felix Pakleppa vom Zentralverband Deutsches Baugewerbe warnt, dass derzeit etwa 115.000 Wohneinheiten fehlen.
Folgen haushaltsloser Monate bedrohen Neubauförderung
Die politische Unsicherheit verschärft die Lage. Nach dem Regierungsstreit droht 2025 eine vorläufige Haushaltsführung, die nicht nur öffentliche Infrastrukturprojekte verzögert, sondern auch Neubauförderprogramme gefährdet. Der abrupte Stopp von KfW-Förderungen 2022 führte bereits zu einem Einbruch der Nachfrage. Sollte die Neubauförderung 2025 ganz wegfallen, droht ein weiterer massiver Rückschritt im Wohnungsbau.
Appell an die Politik: Klare Prioritäten und einfache Anforderungen
Für die dringend notwendige Trendwende fordert die Bauwirtschaft klare Maßnahmen: einfache und nachvollziehbare Bauvorschriften, verlässliche Förderprogramme und eine Reform der verpflichtenden Standards. „Die hohen Anforderungen an Ausstattungs- und Komfortstandards müssen freiwillig werden, um Bauvorhaben wieder attraktiver zu machen,“ so Pakleppa. Deutschland brauche jährlich 400.000 neue Wohnungen, doch derzeit entferne man sich von diesem Ziel immer weiter.