Einblasdämmung in der Sanierung: geringer Einsatz, große Wirkung
Auf der Jahrestagung des Gebäudeforums Klimaneutral im September in Berlin kam auch die Frage der gesellschaftlichen Akzeptanz der Energie- und Gebäudewende zur Sprache. Um die stehe es derzeit nicht zum Besten, erklärte Beatrice Kuhn von der Deutschen Energie-Agentur, und stellte dazu eine Studie vor, welche die soziale Schieflage im Wohnungssektor verdeutlichte: Die unteren Einkommensgruppen werden durch die Energiepreissteigerungen am stärksten belastet, und die Ausweitung des Emissionshandels auf den Gebäudebereich ab 2027 wird die fossilen Energien noch sehr viel teurer machen.
Diese Tendenzen geben den Expert:innen schon länger zu denken. Denn zugleich herrscht bekanntlich ein Gefühl der Ohnmacht in der Gruppe der sozial Schwachen vor, die keine Möglichkeiten sehen, sich aktiv an der Energiewende zu beteiligen. Dem entgegenzuwirken sei sein erklärter Auftrag und der seiner Kolleg:innen, erläuterte etwas später Thomas Zwingmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Er wies überdies darauf hin, dass zu den Betroffenen nicht nur Mieter:innen, sondern auch Hauseigentümer:innen mit einem geringen Einkommen zählen. Es wurde klar: Ihnen allen Handlungsspielräume in der Energie- und Gebäudewende zu eröffnen, darauf kommt es jetzt besonders an.
Oberste Geschossdecke zuerst
In Deutschland stehen rund 19,5 Millionen Wohngebäude, zirka 16 Millionen davon sind Ein- und Zweifamilienhäuser. Die sind energetisch aufgrund ihres ungünstigen A/V-Verhältnisses gehandicapt: Sie besitzen relativ viel wärmeabstrahlende Außenfläche im Verhältnis zum Wohnraum. Ihre Wärmeverluste pro Quadratmeter Nutzfläche sind wesentlich größer als bei einem Mehrfamilienhaus, geschweige denn bei einem Hochhaus. Außerdem stammen die meisten aus der Zeit vor 1979, vor Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung.
Viele von ihnen sind entweder gar nicht oder mangelhaft saniert, die Gebäudehüllen somit extrem wärmedurchlässig. Insbesondere Häuser aus der frühen Nachkriegszeit, die durch akuten Wohnraummangel geprägt war, verfügen häufig lediglich über dünne, einschalige Außenwände aus mineralischen Baustoffen. Dächer und auch Keller sind ohne jede Dämmung. Und tatsächlich befinden sich nicht wenige von ihnen im Besitz von Menschen mit nur spärlichen finanziellen Mitteln.
Doch es gibt zahlreiche Optionen, mit denen auch für kleines Geld beachtliche Energieeinsparungen zu erzielen sind. Nicht ohne Grund führt das Gebäudeenergiegesetz (GEG) im Paragraphen 47 die Dämmung der obersten Geschossdecke als die einzige Nachrüstpflicht in Bezug auf den Wärmeschutz an. Dabei muss ein U-Wert von 0,24 W/m2a erreicht werden, der sich indes mit den marktgängigen Dämmstoffen leicht unterbieten lässt. Am preisgünstigsten ist der Wärmeschutz der nicht begehbaren Geschossdecken mit Schütt- oder Aufblasdämmstoffen. Es bieten sich Zelluloseflocken an, daneben Mineralwolle, sowohl Stein- als auch Glaswolle, außerdem Holzfasern.