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Podesttreppe für die Wartung von Dachanlagen: In zwei Zügen sicher auf den WDR

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Als 2022 beim WDR in Köln eine neue Klima-Anlage den Betrieb aufnahm, war die Sicherheit der Servicetechniker über die bisherige Mehrzweckleiter (Teleskopleiter) nicht mehr gewährleistet. „Die Wartungstechniker müssen mit Werkzeugkisten und eventuellen Ersatzteilen in der Hand auf das Dach. Das ist mit einer Teleskopleiter nicht wirklich komfortabel und auch nicht sicher“, kennt Key Account Manager Christoph Frevel von Hymer-Steigtechnik die Ausgangssituation. „Auf einer Teleskopleiter hat der Techniker keine Hand frei, um eine Werkzeugkiste sicher mitführen zu können.“ Um möglichst sicher und schnell bei einem solchen Service-Einsatz auf das Dach zu gelangen, fiel die Entscheidung schließlich auf eine fest installierte Steigmöglichkeit.

Mehrere Herausforderungen beim Treppenbau

Auftraggeber für die zweizügige Treppe war die Firma Spie, die als Service- und Maintenance-Spezialist für Industrie- und Gebäudewartung beim WDR tätig ist. Die Servicetechniker von Spie hatten die Sicherheitsrisiken aufgezeigt, welche durch den Einsatz einer Teleskopleiter für diesen Zweck gegeben waren.

Die besondere Herausforderung für den Treppenbau war die Vormontage am Boden und anschließend die weitere Montage im fünften Stock des WDR-Gebäudes. Zudem musste die Treppenkonstruktion am oberen Teil zum Dach hin mit einem absenkbaren Geländer ausgestattet werden, um dieses nach Wartungs- und Service-Arbeiten an der Klimaanlage wieder absenken zu können. Diese Auflage hatte die Stadt Köln erteilt, um die Sichtachse auf den Kölner Dom hin frei zu halten.

Individuelle Treppenkonstruktion aus dem Baukasten 

Die Basis der beiden Treppenzüge konnte komplett aus dem Hymer-Baukastensystem konfiguriert werden, samt aller Profile, Stufen und Geländer. „Dank dem Konfigurator als Basis war die Konstruktion der Treppe schnell erledigt“, versichert Steigtechnik-Experte Christoph Frevel. „Das ist ja der große Vorteil an unserem Baukastensystem, dass wir so eine individuelle zweizügige Treppen-Kombination damit komplett zusammenbauen können.“ Selbst die Sonder-Plattform ließ sich mit dem Baukasten erstellen. Diese verlängerte Plattform ragt von der Treppe jetzt etwa 100 cm über das Dach, damit die Monteure einen direkten und sicheren Überstieg haben.

Ein weiterer Vorteil des Baukastensystems ist die Verschraubung der einzelnen Komponenten. Anders als bei verschweißten Konstruktionen lässt sich so eine Stufe oder ein Profil auch einfach austauschen, sollte einmal etwas defekt sein. „Das ist ein wenig wie Lego, das lässt sich sehr viel individuell mit unseren Standardkomponenten zusammenbauen und bei Bedarf auch sehr leicht austauschen“, erklärt Christoph Frevel das Prinzip. 

Dank des Baukasten-Prinzips kann Hymer auch komplexe Projekte zügig und unkompliziert abwickeln. Die meisten Teile sind lagerhaltig, eine zeitaufwändige Sonderanfertigung ist nicht notwendig. „Wenn so ein Projekt regulär abläuft, ist es innerhalb von vier Wochen umgesetzt: von der ersten Anfrage über das Aufmaß nehmen und dem konstruktiven Zusammenbau bis hin zum kompletten Aufbau vor Ort“, weiß Christoph Frevel. 

Treppenkombi muss in die fünfte Etage

Für Baukastenkonstruktionen nutzt Hymer den eigenen 3D-Konfigurator auch selbst, zieht die Bauteile für so eine zweizügige Treppe samt Komponenten für die Plattform in das Konstruktionsprogramm und arbeitet dann am Produkt weiter. Da aus der Konfiguration bereits ein Produktpreis ausgegeben wird, ist auch die Angebotserstellung einfach möglich. „Wir mussten dann nur noch die versenkbaren Geländer oder die verlängerte obere Plattform einzeln kalkulieren, sowie die Kosten für Transport und Montage aufsummieren“, blickt Christoph Frevel zurück. Dank des Online-Konfigurators und des Baukastensystems sei dies nicht nur zügig, sondern auch mit zuverlässigen und stets aktuellen Daten möglich.

Nach allen Planungsschritten, die via 3D-Konfigurator möglich waren, begann die konkrete Umsetzung mit einer Ortsbegehung. Ein Steigtechnikexperte von Hymer schaute sich die Begebenheiten genau an und nahm das Aufmaß. Die Gesamtsteighöhe erfordert gemäß Norm ISO EN DIN 14122 eine Plattformtreppe mit zwei Zügen. Diese besteht aus einer zehnstufigen Treppe, dann folgt ein Zwischenpodest, an welches ein zweiter Treppenzug mit ebenfalls zehn Stufen anschließt. „Die Besonderheit dabei war, dass die Treppenkombination komplett mit den zwei Zügen in die fünfte Etage musste“, betont Christoph Frevel. Und es schien auch kein einfaches Unterfangen zu sein, da aufgrund der Größe und Sperrigkeit ein Transport durch das Gebäude ausgeschlossen war.

 

Sonderteile aus dem Baukasten: Obwohl die Geländer aufgrund der Sichtachse vom Dom absenkbar sein mussten, konnten diese mit dem Baukasten erstellt werden.

Vom Werk aufs WDR-Dach

Die beiden Treppen wurden direkt im Wangener Werk bei Hymer vormontiert und beim WDR angeliefert. Vor Ort mussten am Boden die Stützteile und Geländer inklusive Zwischen- und Endpodest anmontiert werden, bevor die Treppe nach oben transportiert werden konnte. Christian Wajda von „Alles Senkrecht“ war um sieben Uhr vor Ort und nahm die Ware entgegen. Als eine Stunde später der Hymer-Experte dazu stieß, war die erste Treppe bereits zusammengebaut. „Dafür braucht es keine Stunden oder Tage, weil noch irgendetwas angeschweißt werden muss, das Verschrauben geht relativ zügig“, ergänzt Christoph Frevel.

„Die Kombination ist so stabil, dass wir am Boden vor dem WDR-Gebäude die beiden Treppenzüge vormontieren und anschließend mit einem Kran in die fünfte Etage befördern konnten“, erklärt Christian Wajda. Der Höhen- und Industriekletterer ist Geschäftsführer von „Alles Senkrecht“ aus Köln und hat viele Jahre Erfahrung mit Sicherheitsinstallationen in schwindelerregenden Höhen. Der Kölner Dachdeckermeister gründete „Alles Senkrecht“ nachdem er die Qualifikation zum Industriekletterer erlangt hatte. „Persönlich arbeite ich schon seit längerem mit der Firma Höhenpass zusammen, die wegen des WDR-Projekts auf mich zukamen, da wir mit „Alles Senkrecht“ hier in Köln den Heimvorteil haben.“

Am Boden montiert, auf dem Dach fixiert

Bei solch einer Konstruktion fühlt sich auch der Kranfahrer trotz der 600 kg Gewicht beim Transport in den fünften Stock sicher und spürt gleich, dass da nichts wackelt oder sich gar verzieht. Mit dem Kran oben angekommen, hat der Industriekletterer die beiden Treppenzüge praktisch nur noch aneinander gekoppelt und so positioniert, dass die Treppenkonstruktion in exaktem Abstand zur Wand steht und fest auf der Terrasse fixiert ist. „Das war für mich selbst der spannendste Moment, dass wir das richtig gerade noch nahe genug an die Hauswand bekommen, ohne Dach und Fassade zu beschädigen“, so der Industriekletterer.

In der fünften Etage steht der erste Treppenzug auf festen Betonplatten, der zweite wurde dann anmontiert und die Kombination über die obere Plattform auf dem Dach fixiert.

Und das Fazit von Christian Wajda: „Bei früheren Projekten musste ich bei einem Krantransport die Konstruktion einer solchen Treppe aufwändig mit Hilfsmitteln verstärken. Als ich das hier das erste Mal gemacht habe, war ich regelrecht begeistert von diesem Baukastenprinzip. Dass das so stabil ist, wenn es montiert wird, hätte ich vorher nicht für möglich gehalten. Da verrutscht nichts mehr, da verwackelt nichts, die vormontierte Konstruktion ist bereits extrem stabil. Das kannte ich in der Form so nicht.“

Fünf Fragen an Industriekletterer Christian Wajda

Herr Wajda, wie kamen Sie als Dachdeckermeister überhaupt zum Industrieklettern?

CW: Der Grund war eine Hochhaussiedlung in Köln, bei der ich seit Jahren Fassaden- und Dachdeckerarbeiten durchgeführt hatte. Der Hausmeister dort wollte immer unmögliche Sachen von mir, und da habe ich ihm gesagt, er solle doch einen Industriekletterer holen. Daraufhin legte er mir nahe, doch eine Qualifikation zum Industriekletterer zu machen, da er keinen anderen Dienstleister hinzuziehen wollte. 

Und wie wird man dann Industriekletterer?

Ich habe dann verschiedene Lehrgänge absolviert, insgesamt drei Level. Der dritte Level erforderte ausreichend Praxiserfahrungen, die ich als Dachdecker recht schnell erbringen konnte und nach relativ kurzer Zeit die Qualifikation zum zertifizierten Industriekletterer erhielt.

Was verbirgt sich genau hinter „Alles Senkrecht“?

Industriekletterer sind ja vorwiegend als Freelancer freischaffend tätig und können je nach Projekt geordert werden. Meine Firma ist zwar ein Ein-Mann-Unternehmen wie bei Industriekletterern eben üblich, doch arbeite ich regelmäßig mit bis zu zehn weiteren Industriekletterern zusammen. So werde auch ich bei Bedarf von anderen wie beispielsweise Höhenpass gebucht. Auf diese Weise kann ich ein Team je nach Auftrag projektbezogen bilden.

Christian Wajda, Geschäftsführer von „Alles Senkrecht“.

Was ist bei einer solchen Auswahl zu beachten?

Wichtig bei der Auswahl ist, dass man nicht nur klettern kann, sondern auch das entsprechende handwerkliche Geschick mitbringt. Momentan mache ich wieder ein Projekt an einer Kirche, ansonsten als Dachdeckermeister auch relativ viele Dächer von Kirchen, Burgen, Schlössern, die ich dann repariere. Aber auch Fassaden, Fenster in Gebäuden putzen, Malerarbeiten in extremer Höhe und alles, was Haus- und Gebäudetechnik an Fassade und Dach betrifft. Wenn dann etwa irgendwo noch Mörtel mit der Kelle aufgetragen werden muss, oder wenn jemand noch einen Träger verschweißen muss, und jemand noch nie eine Maurerkelle oder Flex in Händen hielt, ist er hier fehl am Platz. 

In welchem Fall war ihr handwerkliches Geschick bei dem WDR-Projekt besonders wichtig?

Das Hymer-Baukastenprinzip ist easy, der Zusammenbau muss aber auch fachgerecht und zuverlässig umgesetzt werden können. Da habe ich ganz viele kleinere Materialien und Teile vor mir liegen, die nach Bauplan exakt montiert werden müssen. Man muss den Plan richtig lesen können und entsprechende Montageerfahrung mitbringen, Drehmomente beachten, die richtigen Schrauben an die richtige Position setzen und vieles mehr.

Weiterführende Informationen unter: www.alles-senkrecht.de 

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