Leck oder nicht Leck? FLiB definiert Luft-Leckagen
Ob man es nun Leck oder Leckage nennt: Die Rede ist von einer Stelle oder einem Bereich in der Gebäudehülle, durch die oder den Luft hindurchströmen kann. Doch damit endet auch schon die Gewissheit, meint der Fachverband Luftdichtheit im Bauwesen (FLiB e. V., Berlin) und gibt Hinweise für eine weitere Untergliederung der einschlägigen Fachsprache. Nur dadurch könne man sicherstellen, dass Planer und Handwerker, Bauherren und Sachverständige, Auftraggeber und Messdienstleister stets von der gleichen Sache und nicht aneinander vorbei reden.
Die in der Praxis vermutlich wichtigste Unterscheidung fragt danach, ob ein Leck auch die Ursache für den an ihm wahrnehmbaren Luftstrom darstellt. Dies ist stets der Fall, wenn sich die Fehlstelle in der planmäßig als Luftdichtheitsebene vorgesehenen Bauteilschicht findet. Dann spricht man von einer „primären Leckage“. Liegt die Fehlstelle dagegen in einer Bauteilschicht, die raumseitig der planmäßigen Luftdichtheitsebene angeordnet ist, handelt es sich um eine „sekundäre Leckage“. Typische Beispiele für solch sekundäre Leckagen sind Durchdringungen von Gipskartonverkleidungen, etwa für Steckdosen im ausgebauten Dachgeschoss. Beim Blower-Door-Test macht sich an ihnen zwar ein Luftzug bemerkbar, doch die eigentliche Ursache – die primäre Leckage also – liegt tiefer im Bauteil verborgen, beispielsweise als unvollständige Verklebung der luftdichtenden Folie vor.
Die Trennung in primäre und sekundäre Leckagen kann unter anderem dabei helfen, sich besser über Sinn und Zweck eines geplanten Blower-Door-Tests klar zu werden. Bei der üblichen EnEV-Schlussmessung wird der Messdienstleister meist nur noch sekundäre Leckagen orten und dokumentieren. Das genügt auch, um einzuschätzen, ob die Messergebnisse plausibel sind oder ob Messfehler vorliegen. Die primären Leckagen als eigentliche Ursache der wahrnehmbaren Luftströmungen bleiben dagegen unsichtbar. Wer mit Hilfe eines Dichtheitstests die Qualität der luftdichtenden Ebene überprüfen und gegebenenfalls verbessern will, sollte sich daher für eine frühere, baubegleitende Messung entscheiden. Dann ist die planmäßige Luftdichtheitsschicht noch frei zugänglich, sodass man primäre Leckagen direkt aufspüren und in der Regel gut nacharbeiten kann.
Es gibt übrigens auch „tertiäre Leckagen“. Diese liegen in Bauteilschichten auf der raumabgewandten Seite der definierten Luftdichtheitsebene. Sie spielen aber nur bei tiefer gehender Beschäftigung mit der Thematik eine Rolle, beispielsweise beim Simulieren von Strömungswegen. Und: Nur weil Luft-Leckagen oft auch als Fehlstellen bezeichnet werden, heißt das noch lange nicht, dass jemand etwas falsch gemacht hat.
Experten bezeichnen geplante, funktionsbedingte Unterbrechungen der luftdichtenden Ebene ebenfalls als (primäre) Leckagen. Typisches Beispiel dafür ist bei Fenstern mit definierter Luftdurchlässigkeit die Fuge zwischen Flügel und Blendrahmen. Weitere Details zur Definition und Systematik von Luft-Leckagen liefert der Forschungsbericht „Bewertung von Fehlstellen in Luftdichtheitsebenen – Handlungsempfehlung für Baupraktiker“, den Interessierte im Publikationsbereich von www.flib.de kostenlos herunterladen können.