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Modulpreise weiterhin auf Allzeit-Tief: Die europäische Solarproduktion steht auf dem Spiel

Martin Schachinger

Immer mehr Hersteller von Solarmodulen drohen, ihre Produktionen aufgrund der anhaltenden Niedrigpreisphase in Europa stillzulegen. Einige wollen aufgeben, andere in die USA abwandern, wo vermeintlich bessere Markt- und Förderbedingungen herrschen. Ganz falsch ist das nicht, denn die aktuellen Modulpreise in Europa bilden keine gesunde, industriefreundliche Marktlage ab. Im Gegenteil – das Preisniveau wird noch immer dominiert von Not- und Lagerräumungsverkäufen in großem Stil. 

In diesem Monat sind die Modulpreise zwar nicht mehr an breiter Front gefallen. Aber ein Anstieg beziehungsweise eine Erholung auf ein Niveau, bei dem in Europa neu produzierte Produkte konkurrenzfähig angeboten werden können, scheint auf lange Sicht unerreichbar. Zu viel Lagerware scheint sich noch bei Händlern und Herstellern der zweiten und dritten Reihe zu befinden oder schon wieder angestaut zu haben. Die Nachfrage ist aufgrund des neuen Kälteeinbruchs noch nicht wieder auf dem für diese Zeit im Jahr zu erwartenden Level angekommen, so dass der Modulüberhang nur schleppend abfließt.

Die aktuell im Markt kursierenden Preise für PERC-Lagerware unter 2 Quadratmeter mit bis zu 410 Wattpeak knapp unter 10 Eurocent pro Watt wurden in diesem Monat dem Preispunkt ‚Low Cost‘ zugeordnet. Das ist im Wesentlichen der Grund für den erneuten Rückgang im Preisindex. Höhere Leistungsklassen, sowie Full Black- und Doppelglasmodule wurden weiterhin der ‚Mainstream‘ oder ‚High Efficiency‘-Gruppe zugeordnet, da sich diese Produkte auch mit geringerer Leistung noch einigermaßen gut verkaufen lassen. Nur Standardmodule um 400 Wattpeak entwickeln sich zunehmend zu Ladenhütern, die oft mit aller Gewalt abverkauft werden – eine Preisuntergrenze ist dort nicht absehbar.

Zu allem Überfluss wird jetzt in den USA der Wegfall einer Zollbefreiung für bifaziale Glas-Glas-Module diskutiert. Ursache ist wohl eine Eingabe der Firma Hanwha-QCells beim Handelsministerium, um den geplanten Produktionsausbau auf dem nordamerikanischen Kontinent nicht zu gefährden. Sollte diese Petition tatsächlich Erfolg haben, würden sich auch die Preise von nicht-chinesischen Modulen in den USA stark erhöhen, sofern sie nicht vor Ort produziert werden. Chinesische Module finden ohnehin kaum noch den Weg dorthin. In Konsequenz würde diese Module wohl in Europa landen und den Druck auf die ohnehin schon niedrigen Modulpreise weiter erhöhen.

Übersicht der nach Technologie unterschiedenen Preispunkte im April 2024 inklusive der Veränderungen zum Vormonat (Stand 20.04.2024):

Soll in absehbarer Zeit überhaupt noch eine lokale Produktion in Europa existieren, muss sich die Politik wirklich schlagartig etwas einfallen lassen. Auch wenn es nun kein Resilienzbonus werden wird, sollten die Weichen schleunigst in die richtige Richtung gestellt werden – gerne auch auf europäischer Ebene. Aktuell stirbt jeden Tag, an dem nicht gehandelt wird, ein kleiner Teil unserer Unabhängigkeit im Energiesektor. Und die Zeitspanne, sowie das Investitionsvolumen, die wir für einen Neuanfang benötigen, werden immer größer.

Martin Schachinger ist studierter Elektroingenieur und seit bald 30 Jahren im Bereich Photovoltaik und regenerative Energien aktiv. 2004 machte er sich selbständig und gründete die international bekannte Online-Handelsplattform pvXchange.com, über die Großhändler, Installateure und Servicefirmen neben Standardkomponenten für Neuinstallationen auch Solarmodule und Wechselrichter beziehen können, welche nicht mehr hergestellt werden, die aber für die Instandsetzung defekter Photovoltaik-Anlagen dringend benötigt werden.

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