Keine Werbung, keine Preise: Die SHK-Blogger aus Ammerbuch
Das Handwerk und das Internet, geschweige denn Social Media, sind bislang alles andere als ziemlich beste Freunde. Erst kürzlich fand eine Umfrage eines Internetdienstleisters heraus, dass nur zehn Prozent der Kleinunternehmen ihre Webseite regelmäßig pflegen. Das ist wenig. Aber wie heißt es so schön? Ausnahmen bestätigen die Regel und eine dieser Ausnahmen hat ihren Firmensitz im schwäbischen Ammerbuch, zwischen Tübingen und Herrenberg gelegen.
Traditionsbetrieb mit Ambitionen
Hier leben und arbeiten die Brüder Benjamin und Sebastian Schaible, beide Sanitär- und Heizungsbauer, und beide Geschäftsführer der SFS Schaible GmbH. Seit 130 Jahren gibt es den traditionsreichen Familienbetrieb, der auf viele Stammkunden bauen kann. Doch ausschließlich darauf wollten sich die Brüder nicht mehr verlassen.
Wie zufällig stolperte Benjamin Schaible über eine Anzeige zum 1. Internet-Marketing-Tag fürs Handwerk. "Ich war sofort interessiert und habe mich angemeldet", so Schaible. Und so fuhr er am 24. Oktober 2015 nach Fellbach bei Stuttgart, lernte Internet-Profis kennen und hörte sich Vorträge an. "Ich kam mit so vielen Ideen wieder nach Hause, das ich sofort mit unserem Facebook-Auftritt angefangen habe", begeistert sich Schaible. "Mir wurde klar, was man alles mit Social Media erreichen kann."
Fotos, Videos und Tipps
Gesagt, getan: Seit 2015 postet der 36-Jährige über Facebook. Hier gibt es Fotos von Baustellen und auch ein bisschen Privates zu sehen. Viele Fotos steuern auch die Monteure bei, wenn sie wieder einmal auf etwas Lohnenswertes stoßen.
Tatkräftig unterstützt wird Schaible von seinem Bruder Sebastian. "Der ist vor allem für die Videos zuständig", verrät Schaible. Wie das vom Lochfraß in einer Kupferleitung und der dazu passenden Erklärung wie so etwas entstehen kann. Über 1.800 Klicks hat das kurze Filmchen eingesammelt. "Videos sind auf Facebook besonders beliebt", verrät Benjamin Schaible.
Und weil die Facebook-Seite auf so viel Resonanz gestoßen ist, kam ein Jahr später der Unternehmensblog hinzu. Hier posten die Brüder vor allem Geschichten aus dem SHK-Alltag, Pannen und Gelungenes, aber auch Tipps für Kunden. Mittlerweile sind sie auch auf dem Nachrichtenkanal Twitter und der Foto-Webseite Instagram aktiv. Und warum das alles?
Sympathisch und authentisch
"Erst einmal macht es Spaß", betont der Geschäftsführer. Aber darüber hinaus hat die investierte Zeit noch andere Vorteile: "Man kommt als Unternehmen und als Menschen einfach sympathisch und authentisch rüber und erreicht im Netz die, die man sonst vielleicht nicht erreichen würde."
Mit den teuren Anzeigen in Printmedien ist sich Schaible nach eigenem Bekunden dagegen "nie richtig einig geworden". Nun fragen immer wieder neue Kunden an, weil sie über das Internet auf den Betrieb gestoßen sind.
Werbung ist ein No-Go
Und ihr Erfolgsgeheimnis? "Zum einen gehen Videos wirklich gut", rät Schaible künftigen Social-Media-Handwerkern, warnt aber auch vor zwei Kardinalfehlern: "Die Filme und Texte dürfen nicht zu lang sein - das wird schnell langweilig - und natürlich muss es etwas Erzählenswertes sein."
Was beiden Brüdern aber fast noch wichtiger ist: "Keine Werbung!", betont der SHK-Profi nachdrücklich. "Wir bewerben unsere Dienstleistung über die sozialen Medien nicht und veröffentlichen schon gar keine Preise."
„Gründer des Jahres 2016“
Mit dieser Maxime ist der Netzauftritt des Betriebs in jeder Hinsicht erfolgreich: Die Brüder hatten den Betrieb Anfang 2016 übernommen und wurden von der Handwerkskammer Baden-Württemberg gefragt, ob sie sich zur Wahl "Gründer des Jahres" stellen würden. Die beiden sagten natürlich zu.
Da die Abstimmung über das Internet lief, mobilisierten sie ihre Follower und Fans von Facebook und Blog. Mit dem Erfolg, dass sie die Wahl deutlich gewinnen konnten. "Wir haben dank der Internet-Werbetrommel sehr viel Unterstützung bekommen", freut sich Schaible immer noch.
Fokus auf Videos
Und wie geht es nun weiter? "Wir planen einen V-Log, einen Video-Blog", verrät Schaible. Der soll dann über YouTube laufen, aber in trockenen Tüchern ist die Sache noch nicht. "Wir sitzen freitags immer zusammen, wenn wir die nächste Woche planen und da tüfteln wir noch über mögliche Themen dafür."
Fest steht allerdings: Im kommenden Jahr soll die Webseite gründlich überarbeitet werden und dann wird es auch Neues von den bloggenden SHK-Brüdern aus Ammerbuch geben.