Dena: Strategische Weichenstellungen für den Klimaschutz
Die Deutsche Energie-Agentur (dena) startet eine neue Leitstudie zum Aufbruch in die Klimaneutralität. Ziel der Studie ist es, branchen- und sektorenübergreifende Wege und Möglichkeiten für Weichenstellungen der 2020er-Jahre zu identifizieren. Die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen haben sich seit der ersten dena-Leitstudie "Integrierte Energiewende" deutlich verändert.
Deutschland hat ein Klimapaket mit ausgefeilten Regelungen auf den Weg gebracht und sich für Klimaneutralität im Jahr 2050 ausgesprochen. Auch die Verabschiedung einer nationalen Wasserstoffstrategie steht – unmittelbar vor der Übernahme der deutschen EU-Ratspräsidentschaft – noch an.
Zudem werden die Zielsetzungen des European Green Deal und dessen mögliche Auswirkungen auf die europäischen und deutschen Klimaziele eine wichtige Rolle spielen. Darüber hinaus werden die Coronakrise und ihre fiskalpolitischen Implikationen sowie Stabilisierungs- und Konjunkturprogramme die zukünftige Ausgestaltung der Energie- und Klimapolitik erheblich beeinflussen.
Konkrete Empfehlungen für die Politik
Im Gegensatz zu NGOs wie dem Carbon Disclosure Project (CDP), das durch die Offenlegung von Klimadaten Aufmerksamkeit für Klimaschutz generieren will und Unternehmen und Städten beim Erreichen umweltpolitischer Ziele unterstützt, handelt es sich bei der Deutschen Energie-Agentur um ein bundeseigenes Unternehmen. „In der ersten dena Leitstudie ging es um ein besseres Verständnis und die daraus abzuleitenden Erfordernisse einer sektorenübergreifenden, integrierten Energiewende", sagt Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung. "Viele Ergebnisse dieser Studie – wie beispielsweise die Notwendigkeit, auch auf gas- und flüssigförmige klimaneutrale Energieträger zu setzen – sind heute allgemein anerkannt. Darauf wollen wir aufsetzen und die aktuellen Entwicklungen dabei aufnehmen.
Der voranschreitende Klimawandel und die Coronapandemie, deren wirtschaftliche und soziale Folgen wir heute noch nicht absehen können, erfordern schnelles und zielgerichtetes Handeln. Neue Technologien und Wirtschaftszweige werden in den kommenden Jahren eine vor Kurzem noch ungeahnte Rolle spielen. Alle Akteure in den für Energiewende und Klimaschutz relevanten Sektoren Strom, Wärme und Mobilität sind gefragt, diese Veränderungen zu antizipieren und darauf aufbauend die bestmöglichen Pfade für die Erreichung der Klimaziele zu identifizieren.
Die neue dena-Leitstudie "Aufbruch Klimaneutralität – Wege und Möglichkeiten für Weichenstellungen der 2020er Jahre" betrachtet das sektorenübergreifende, integrierte und klimaneutrale Energiesystem sowie die bestmöglichen Transformationspfade dahin. Sie beleuchtet auch die im Wege stehenden Restriktionen und erforderlichen politischen Veränderungen. Wir wollen so dazu beitragen, die Diskrepanzen zwischen dem ambitionierten Ziel der Klimaneutralität und den bis jetzt begrenzten Erfolgen auf dem Weg dorthin zu adressieren und möglichst auch aufzulösen.“
Die Leitstudie soll Wirtschaftsakteuren eine strategische Orientierung zur Ausrichtung ihrer Geschäftsaktivitäten in dieser Dekade auf dem Weg in eine klimaneutrale Gesellschaft geben und der Politik konkrete Empfehlungen für Weichenstellungen in der kommenden Legislaturperiode anbieten.
Modifiziertes, sektorenübergreifendes Studiendesign
Das Studiendesign führt das Modell einer sektoralen Betrachtung der Entwicklungen für Mobilität, Gebäude, Energiewirtschaft und Industrie fort und ergänzt es durch drei sektorenübergreifende Untersuchungsgebiete, sogenannte Querschnittsmodule. Das erste Querschnittsmodul „Energiemarktdesign“ analysiert die Weiterentwicklung der Marktmechanisten eines auf Klimaschutz ausgerichteten Energiesystems.
Mechanismen zur Unterstützung und dem strategischen Einleiten von Transformationsprozessen identifiziert das zweite Querschnittsmodul „Transformation“. Das dritte Querschnittsmodul „Europa und Wirtschaft“ widmet sich den Wechselwirkungen zwischen nationalen und europäischen Instrumenten und der Gestaltung eines Wirtschaftssystems für Klimaneutralität. Insbesondere die zu erwartenden Veränderungen durch den European Green Deal fließen hier mit ein.
Gesamtbetrachtung integriert unterschiedliche Branchenperspektiven
Der Projektstart für die Studie ist voraussichtlich im Juni 2020, die Veröffentlichung des Endberichts ist für September 2021 vorgesehen. Wie bereits in der ersten dena-Leitstudie setzt die dena dabei auf die Zusammenarbeit mit Partnern aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft, um möglichst alle relevanten Branchen- und Expertenperspektiven in die Studienerarbeitung einfließen zu lassen.
Bereits am 25. Mai besteht für potenzielle Partner die Gelegenheit, in einem Online-Workshop zur dena-Leitstudie „Aufbruch Klimaneutralität“ mehr über das Vorhaben zu erfahren und eigene Perspektiven einzubringen. Interessenten können sich direkt an die Projektleitung Carolin Schenuit und Christoph Jugel wenden.