Cyberversicherung fürs Handwerk: Lohnt sich das?

Im Jahr 2023 gab es in Deutschland eine Rekordzahl von Cyberangriffen auf Unternehmen. 81 Prozent Unternehmen waren von Datendiebstahl, Spionage oder Sabotage betroffen, weitere zehn Prozent vermuten dies. So entstand laut Bitkom-Studie „Wirtschaftsschutz 2024“ ein Rekordschaden von rund 267 Milliarden Euro – allein in Deutschland. Ausländische Geheimdienste sowie China und Russland belegen die ersten drei Plätze der Angreifer.
Welche Cyberattacken sind am häufigsten?
Am häufigsten verzeichnen Unternehmen Datendiebstähle. Das umfasst beispielsweise Kundendaten, Passwörter und Patente. Ebenfalls sehr häufig ist die Sabotage von Informationssystemen und Produktionsanlagen. Aber auch das Ausspähen von Kommunikationsmitteln (E-Mail, Messenger oder Videocalls) liegt bei Angreifern hoch im Kurs.
Großen Schaden richten auch Angriffe mit sogenannter Ransomware an. Hierbei gelangt die Schadsoftware per E-Mail oder Download in das Unternehmensnetzwerk und sperrt dort den Zugang zu wichtigen Dateien. Die Angreifer versprechen, die Entschlüsselung gegen die Zahlung eines Lösegelds.
Was ist eine Cyberversicherung?
Eine Cyberversicherung ist eine Vermögensschadenversicherung. Das heißt, sie deckt Schäden ab, die im Zusammenhang mit Cyberkriminalität entstehen. Ab und an findet man auch Bezeichnungen wie Cyberschutz, Data-Risk, Datenschutz-, Hacker- oder Datenträgerversicherung. Bei dieser Versicherung handelt sich zum einen um eine junge Sparte, zum anderen sind die Angebote aufgrund großer Leistungsunterschiede nur schwer vergleichbar.
Für wen ist eine Cyberversicherung geeignet?
Vor allem richteten sich die Angebote vor allem an kleine und mittelständische Unternehmen wie Handwerker und Freiberufler. Aber auch Privatpersonen können eine Cyberversicherung abschließen.
Was versichert eine Cyberversicherung?
Generell gilt: Da es unterschiedliche Bedarfe gibt, können sich Interessenten verschiedene Bausteine innerhalb einer Cyberversicherung zusammensetzen.
Für Unternehmen interessant sind Cyberversicherungen, die nicht nur finanzielle Unterstützung bei der reinen Datenwiederherstellung nach einer Cyberattacke bieten, sondern auch eine Entschädigung bei einer darauffolgenden Betriebsunterbrechung zahlen. Auch Vermögensschäden Dritter lassen sich absichern, genauso wie die Übernahme von gerichtlichen und außergerichtlichen Kosten.
Versichert sind in einem solchen Fall alle angestellten Mitarbeiter, sowie freie Mitarbeiter und die Arbeit aus dem Home Office. Das ist wichtig, da ein Cybervorfall nicht immer als kriminelle Attacke daherkommt, sondern durch Unwissenheit oder Fahrlässigkeit von Mitarbeitenden verursacht wird, etwa Viren, die über Datenträger in das Firmennetz gelangen.
Cyberversicherungen, die sich an Privatpersonen richten, bieten beispielsweise Unterstützung etwa bei Cybermobbing und Rufschädigung. Darunter fallen eine Fallanalyse, die Löschung problematischer Einträge sowie die Kostenübernahme von Anwälten und Psychologen. Auch Identitätsdiebstahl und unrechtmäßiges Online-Shopping lassen sich versichern.
In welcher Höhe versichern Cyberversicherungen?
Die Höhe der Entschädigung ist abhängig vom Tarif, also von den gewählten Bausteinen, der Versicherungshöhe sowie der Selbstbeteiligung. Die Versicherten müssen aber in jedem Fall verantwortungsvoll handeln und im Vorfeld mithelfen, Schäden zu vermeiden. Das können Maßnahmen sein, wie ein aktueller Virenscanner, aktuelle Patches oder ein sicheres VPN für die Homeoffice-Mitarbeitende.
Welche Folgen werden auch von anderen Versicherungen abgedeckt?
Für einige Folgekosten von Cybervorfällen benötigen – zumindest Privatpersonen – nicht unbedingt eine Cyberversicherung. Denn unter Umständen springt eine andere, bereits vorhandene, Versicherung einspringt.
Private Haftpflicht: Leitet der Versicherte unabsichtlich einen Schadvirus weiter, kann die private Haftpflichtversicherung für die Folgekosten bei Geschädigten aufkommen, wenn die Leistung in der Haftpflicht-Police eingeschlossen ist. Wird ein Anspruch unberechtigt gestellt, wehrt die Haftpflichtversicherung diesen ab.
Rechtschutzversicherung: Sie übernimmt die Kosten eines Rechtsstreits, also Anwalts- und Prozesskosten, auch für Streitigkeiten aus der Internetnutzung (Online-Shopping etc.). Für Unternehmen gilt: Sie benötigen hier einen Schutz, der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen miteinschließt. Hausratversicherung: Ist der entsprechende Baustein in der Hausratversicherung enthalten, kann sie Schutz vor möglichen Folgen des Onlinebankings bieten. Das deckt sowohl missbräuchliche Einkäufe als auch gestohlene Daten mit ab.
Was kostet eine Cyberversicherung?
Die Kosten für eine Cyberversicherung hängen ab vom Leistungsumfang, der maximalen Versicherungssumme und der Selbstbeteiligung. Je mehr Bausteine enthalten sind und je höher die Versicherungssumme, desto teurer wird die Police.
Für Unternehmen gilt: Mit steigender Unternehmensgröße steigen auch die Kosten für eine Cyberversicherung. Dabei spielen sowohl der Umsatz als auch die Anzahl der Mitarbeitenden eine Rolle. Denn Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind Studien zufolge große Risikofaktoren und Angreifer nutzen deren Schwächen aus. Von der Höhe des Umsatzes hängt natürlich ab, wie hoch mögliche Versicherungssummen für Betriebsausfälle gewählt werden.
Aber auch die Branche ist für viele Versicherer wichtig für die Kalkulation. So sind Unternehmen der verarbeitenden Industrie und der Finanzdienstleistungen nicht nur häufig von Cyberangriffen betroffen, die Auswirkungen sind zudem besonders groß. Es drohen Produktionsausfälle oder der Verlust von sensiblen Daten. Das Handwerk gehört also nicht zu den Hochrisikobranchen für Cyberkriminelle.
Daher berechnen Versicherungen die Kosten immer nach individuellen Faktoren, die das jeweilige Risiko abbilden.