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Marktübersicht 3D-Produkt-Bibliotheken für die TGA-Planung

Marian Behaneck
Inhalt

Kompakt informieren

Die Suche nach dem passenden Bauprodukt ist dank Internet zwar einfacher geworden, aber auch die digitale Produktsuche kostet viel Zeit und bringt nicht immer die gewünschten Ergebnisse. 

Wer sich im Zeitalter der modellorientierten Planung hersteller- und produktübergreifend informieren sowie BIM-Objekte und Produktdaten herunterladen will, wird in einer wachsenden Zahl an BIM-Datenbanken fündig. 

Am praktischen Einsatz von BIM-Objekten hapert es allerdings oft noch: So sind die Detaillierungsgrade und Informationstiefe herstellerspezifischer BIM-Objekte meist viel zu groß und die Detaillierungstiefen (LOD, LOI) teilweise nicht wählbar. 

Hersteller, Verbände und Interessensgemeinschaften arbeiten deshalb intensiv an der (Weiter-)Entwicklung von Richtlinien. Besser aufgestellt als andere Gewerke ist die TGA-Branche mit VDI 3805, respektive ISO 16 757.

Was man sich früher in dickleibigen Bauproduktordnern mühsam zusammensuchen musste, steht heute online zum Download bereit. Man muss nur wissen wo ... Praktisch alle namhaften Baustoff- oder Bauprodukthersteller stellen ihre Produktinformationen, Ausschreibungstexte, CAD-Details oder BIM-Objekte inzwischen digital auf den eigenen Webseiten bereit. 

Wer sich im Zeitalter der modellorientierten Planung hersteller- und produktübergreifend informieren, BIM-Objekte und -Produktdaten herunterladen will, findet in einer wachsenden Zahl an BIM-Datenbanken, wie BIM&CO, BIMcatalogs, Bimobject, MEP content oder Plan.One die passenden Adressen. Was man wo am besten findet, hängt davon ab, was man genau sucht und wofür man es braucht. 

BIM-Bauproduktdaten vom Hersteller 

Welches Produktspektrum und welche neuen Produkte bietet der Hersteller? Welche Produkt-, Ausführungs- oder Leistungsvarianten gibt es? Was muss man bei der Planung, Montage und Wartung beachten? Auf diese und weitere Fragen erhält man auf der Webpräsenz von Herstellern meist eine zuverlässige Auskunft aus erster Hand. 

Auf für Architekten oder Handwerker, teilweise auch für TGA-Planer zugeschnittenen Service-Seiten findet man neben allgemeinen Produktinformationen auch LV-Texte, Datenblätter, Planungs-, Montage- oder Verarbeitungshinweise, Zertifikate, CAD-Details und immer häufiger auch BIM-Objekte. 

Allerdings sind der Umfang, das Bedienungskonzept, die Präsentation und Qualität der Inhalte sehr unterschiedlich. Teilweise fehlen Vorschaubilder für eine schnelle, visuelle Suche und die Strukturierung der Daten handhabt jeder Hersteller anders. 

Auch die Anzahl und Art der downloadbaren Datenstrukturen und Datenfomate sind sehr unterschiedlich. Bei vielen Herstellern fehlt auch eine Vergleichsmöglichkeit zwischen mehreren Produkten innerhalb einer Produktfamilie.

Dafür bieten andere Hersteller mehr oder weniger nützliche Zusatzservices, beispielsweise in Form von CAD-Planungstools für individuelle Detailschnitte oder Konfigurationstools für das Zusammenstellen individueller Produktvarianten. Darüber können auch komplexe Produkte individuell online zusammengestellt, diese visualisiert und daraus Schnitte oder Ansichten erstellt werden. 

Um diesen umfassenden Service nutzen zu können, muss man sich allerdings manchmal einmalig registrieren und danach jedes Mal einloggen, was die persönliche Passwort-Merkliste noch länger macht. Lästig ist auch, dass man die für Planer bestimmte Produktrubrik erst umständlich suchen muss, weil jede Hersteller-Webseite ihre eigene Menü-Logik und Ordnungsstruktur hat. Deshalb kommt man per Suchmaschine mit passenden Suchbegriffen (z. B. [Herstellername], [Produktbezeichnung], BIM-Objekt) häufig schneller zum Ziel.

Herstellerübergreifende Datenbanken 

Ausschreibungs- und Bauprodukt-Datenbanken, wie AIS online, ausschreiben.de, Heinze-Ausschreibungstexte oder Sirados-Baudaten ermöglichen eine herstellerübergreifende Produktsuche und -auswahl (Komfortabler und sicherer ausschreiben, TGA 06-2019). Darüber hinaus gibt es auch spezialisierte Datenbanken, wie den auf nachhaltige Bauprodukte fokussierte DGNB Navigator, Ököbaudat oder Wecobis

Über eine identische Suchmaske und Ordnungsstruktur findet man in einer mehr oder weniger umfangreichen Datenbank mit Produkten unterschiedlicher Hersteller das Passende schnell und zuverlässig. Damit man sich zurechtfindet, sind die Inhalte nach Gewerken, Herstellern, Begriffen oder Standards (STLB, DIN 276) sortiert. 

Auch eine Volltextsuche, Suchvorschläge für artverwandte Begriffe oder eine Ähnlichkeitssuche, die Tippfehler toleriert, vereinfachen die Suche. Ergebnisfilter sorgen dafür, dass man sich auch bei vielen Suchtreffern zurechtfindet. Inhaltlich bieten Bauproduktdatenbanken ähnliches wie die Produktrubriken der Hersteller – von technischen Datenblättern, über LV-Texte bis hin zu CAD-Symbolen und BIM-Bauteilen.

Neue Wege geht das Such- und Vergleichsportal Plan.One. Es ermöglicht einen Vergleich ausgewählter Bauprodukte. Damit kann der Planer Bauprodukte über einen Webbrowser oder über ein Plug-in direkt in der BIM-Planungssoftware (derzeit Revit und ArchiCAD) anschauen und technische oder gestalterische Eigenschaften vergleichen, beispielsweise Abmessungen, Gewichte, Materialien oder Farben. 

Auch Eigenschaften, die für eine Produktkategorie spezifisch sind oder Standards wie die VDI 3805, respektive ISO 16 757 [1, 2, 3], die Produkteigenschaften einheitlich strukturieren, werden bei Vergleichen berücksichtigt. Andere, tief ins Detail gehende herstellerspezifische Produkteigenschaften lassen sich zwar nicht vergleichen, aber zumindest über die Volltextsuche recherchieren.

BIM-Objektdatenbanken 

BIM-Objekte sind virtuelle 3D-Modelle realer Bauprodukte und sollen für Planer die Konstruktion, Berechnung und Ausschreibung, für Handwerker die Bestellung, Lieferung und Montage von Produkten und für Facility Manager die Instandhaltung, Wartung und Pflege vereinfachen (TGA 04-2016: Mit digitalen Pendants rationeller planen,).

Immer mehr Bauprodukthersteller stellen smarte, parametrisierbare, konfigurierbare und mit Produktattributen versehene BIM-Objekte, entweder im BIM-Standardformat IFC oder in proprietären CAD-Datenformaten, zum Download bereit. Während die meisten Datenbanken ein breites, gewerkübergreifendes Produktangebot für alle Gewerke offerieren, haben sich andere auf bestimmte Inhalte spezialisiert, etwa Architekturobjekte, Möbel und (Bad-)Einrichtungen oder TGA-Bauteile. 

Mit den BIM-Objekten verknüpft sind auch wichtige Objektinformationen, wie Abmessungen, Materialien, Ausführungen, Kosten, technische Spezifikationen, Richtlinien, Zertifizierungen, Brandschutz-, Schallschutz- und bauphysikalische Daten oder Wartungshinweise, sodass man sie für die Planung, Ausschreibung, Montage und Wartung / Instandhaltung nutzen kann. Teilweise kann man sie auch separat herunterladen und sie mit eigenen, selbst erstellten BIM-Bauteilen verknüpfen, sodass man sich eine eigene BIM-Bauteildatenbank mit einer selbst bestimmten Detailtiefe aufbauen kann. 

Die Produktsuche funktioniert ähnlich wie bei den Bauprodukt- oder Ausschreibungsdatenbanken per Stichworteingabe oder über nach Bauteilen, Materialien oder Herstellern sortierten Inhaltsangaben. 

Über kostenlose API-Schnittstellen oder Plug-ins können Planer auch direkt in ihrer jeweiligen CAD- oder BIM-Software auf die Inhalte zugreifen, ohne BIM-Objekte umständlich manuell herunterladen, im Projektordner ablegen und anschließend in die CAD-Datei laden zu müssen. Das macht die Einbindung digitaler Bauprodukte unterschiedlicher Hersteller in das jeweilige BIM-Projekt einfacher und komfortabler. Entsprechende Möglichkeiten bieten mittlerweile BIM-Objektdatenbank-Anbieter wie zum Beispiel BIMcatalogs.net, BIMobject oder Plan.One. 

Auch für Hersteller bieten BIM-Objekt­datenbanken viele Vorteile: Bauprodukte ­können mehrsprachig unter Berücksichtigung nationaler Besonderheiten (rechtliche, tech­nische Vorgaben, Richtlinien, Standards etc.) über eine Datenbank international präsentiert werden. Über die detaillierten 3D-Objekte lassen sich Bauprodukte dreidimensional, interaktiv und auch innerhalb virtueller oder erweiterter Realitäten per VR- oder AR-Brille präsentieren.

Unterschiede der BIM-Datenbanken 

Den für Nutzer wichtigsten Unterschied macht die in der Datenbank abrufbare Anzahl an Gewerken oder Herstellen, Produkten oder Artikeln aus. Wie groß das (TGA-spezifische) Angebot ist, kann man am besten anhand von Suchtreffern zu bestimmten Begriffen abschätzen, beispielsweise zu den Themen Sanitär, Heizung, Klima, Lüftung, Brandschutz oder Gebäudeautomation. 

Sind die Suchtreffer gering, lohnt sich unter Umständen eher eine Recherche direkt bei den Herstellern. Ist die Ausbeute groß, sollten Filterfunktionen die Sichtung der Suchtreffer vereinfachen, etwa nach Relevanz, Gewerk, Hersteller, Aktualität (Datum), Abmessungen, Material, Varianten, Vertriebsländern etc. 

Auch die Suche selbst sollte sowohl nach unterschiedlichen Kategorien (Gewerke, Hersteller, Begriffe) als auch eine Volltextsuche möglich sein, wobei Such­vorschläge und eine Ähnlichkeitssuche die Sucharbeit erleichtern. 

Zu den Besonderheiten von BIM-Daten­banken gehört die Objektvorschau. BIM-Objekte lassen sich wahlweise zwei- oder dreidimensional, als Isometrie oder Perspektive, Drahtmodell, Schnitt, als schattiertes Objekt oder als Animation betrachten. Mit der Maus lässt sich das Objekt interaktiv drehen, bewegen oder zoomen. Teilweise lassen sich die Objekte auch per VR- oder AR-Brille im virtuellen Raum erleben. 

BIM-Objektdaten beschreiben in der Regel ein reales Produkt, teilweise lassen sich aber auch produktneutrale Objektdaten ohne Herstellerangabe herunterladen. Auch die alphanumerischen BIM-Objektdaten lassen sich teilweise separat vom BIM-Modell her­unterladen. Die geometrische und alphanumerische Informationstiefe lässt sich in der Regel passend zur jeweiligen Planungsphase über wählbare Level of Detail (LOD) oder Level of Information (LOI) einstellen. Teilweise können Nutzer auch eigene BIM-Objekte hochladen und anderen Nutzern verfügbar machen. Einige BIM-Datenbanken halten neben dem BIM-Modell auch produktspezifische oder produktneutrale LV-Texte als Kurz- oder Langtext, ferner Preise, Fotos, PDF-Daten­blätter, Normen, Zertifikate und sonstige ­Dokumente bereit. 

Zu den weiteren Funktionen zählen Produktvergleiche. Dabei kann eine Auswahl von Produkten in vom Anwender wählbaren Kategorien verglichen werden. Die Anzeige ähnlicher Produkte vereinfacht die Suche. 

CAD-Plug-ins ermöglichen den direkten BIM-Objektdownload in das Gebäudemodell des CAD-Programms. Zu den Download-Formaten zählen neben verschiedenen Textformaten auch PDF, DXF, DWG, XLS und IFC. Meist lassen sich auch native CAD-Datenformate der Programme herunterladen, beispielsweise Revit, Tekla oder MicroStation. 

VDI-3805-konforme BIM-Objektdaten ermöglichen einen umfassenden Austausch von TGA-Produktdaten, das COBie-Datenformat eine Anbindung an Facility Management-Systeme. Entscheidend für die Aktualität und Gültigkeit der Daten ist eine regelmäßige Aktualisierung, die meist kontinuierlich durch den Hersteller erfolgt. BIM-Datenbanken sind für Anwender meist kostenfrei.

Zu viele Details, zu wenig Struktur

Die Suche nach dem passenden Bauprodukt ist dank Internet zwar einfacher geworden, aber auch die digitale Produktsuche kostet 

viel Zeit und bringt nicht immer die gewünschten Ergebnisse
. Das liegt zum einen am Überangebot an Bauprodukten, zum anderen an fehlenden einheitlichen Strukturen und Standards: Jeder Hersteller verwendet eigene Produktbezeichnungen, -beschreibungen und -gliederungen in unterschiedlichen Detailtiefen, was Recherchen – und erst recht Produktvergleiche – erschwert. 

Hersteller und Verbände, wie building­SMART, der Fachverband Bauprodukte digital und viele andere Interessensgemeinschaften, arbeiten deshalb intensiv an der (Weiter-)Entwicklung von Richtlinien. Besser aufgestellt als andere Gewerke ist die TGA-Branche mit ihrer VDI 3805, respektive ISO 16 757.

Sind die Objektdaten im BIM-Modell eingebunden, kann man auf alle relevanten Produkt-, Service- und Wartungsinformationen zugreifen.

Am praktischen Einsatz von BIM-Objekten hapert es allerdings noch aus unterschiedlichen Gründen: So sind die Detaillierungsgrade und Informationstiefen von herstellerspezifischen BIM-Objekten meist aus Marketinggründen viel zu groß und die Detaillierungstiefen (LOD, LOI) teilweise nicht wählbar. Würde man auch ein kleines Gebäude mit diesen BIM-Objekten konsequent ausstatten, wäre es aufgrund des Datenumfangs nicht mehr bearbeitbar. 

Viele BIM-Anwender erstellen sich deshalb selbst einfache Platzhalter, die individuell mit den gewünschten Bauteilinformationen angereichert werden. Einige Bauprodukthersteller und BIM-Objektdaten­bankanbieter haben dieses Problem inzwischen erkannt und arbeiten an entsprechenden Lösungen. Bis es soweit ist, werden TGA-Planer allerdings weiterhin einen großen Teil ihrer wertvollen Zeit mit dem Stöbern in digitalen Produktordnern unterschiedlicher Adressen verschwenden müssen.

Literatur und Links

[1] VDI 3805-1 Produktdatenaustausch in der Technischen Gebäudeausrüstung – Grundlagen. Berlin: Beuth Verlag, Oktober 2011

[2] DIN ISO 16 757-1 Datenstrukturen für elektronische Produktkataloge der Technischen Gebäudeausrüstung – Teil 1: Konzepte, Architektur und Modelle. Berlin: Beuth Verlag, September 2015 

[3] DIN ISO 16 757-2 Datenstrukturen für elektronische Produktkataloge der Technischen Gebäudeausrüstung – Teil 2: Geometrie. Berlin: Beuth Verlag, März 2015 

[4] Bundesverband Bausysteme – Fachverband Bauprodukte Digital (Hrsg.): Fachverband Bauprodukte Digital. Koblenz: 2018, Download: www.bit.ly/tga1286

[5] Essig, B.: BIM und TGA. Engineering und Dokumentation der Technischen Gebäudeausrüstung. Berlin: Beuth Verlag, 2017 

[6] Ernst & Sohn (Hrsg.): Bauprodukte digital. Berlin: Ernst & Sohn Verlag 2018 und 2019 

[7] Kiryk, R.: Elektronische Produktdatenkataloge für die TGA. Die VDI 3805 auf dem Weg zu einem internationalen Standard. Winnenden: Heizungs-Journal Verlag, Heizungsjournal 9-2013 

[8] N.N.: Der Vergleich: BIMobject, buildup, HeinzeBIM und Plan.One. Gütersloh: Bauverlag BV, DBZ 7/8-2019 

[9] Westphal, T: Die Zukunft ist Open – BIM-Objekte für den Bauprozess. Berlin: Huss-Medien, Build-Ing 3-2019 

[10] Winkler, J.: Jede Tür ist anders. Berlin: Huss-Medien, Build-Ing 3-2019 

[11] www.bimsystems.de Bauteilmanagement-System 

[12] www.bimwelt.de BIM-Modellerstellung 

[13] www.buildingsmart.de IFC/BIM-Anwendergruppe 

[14] www.buildingsmart-tech.org BuildingSmart International 

[15] www.bv-bausysteme.de Bundesverband Bausysteme 

[16] www.vdi3805.eu VDI-3805-Infos des BDH 

[17] www.cadenas.de E-Katalog-Anbieter 

[18] www.productsforbim.de Fachverband BIM-Objektdaten

BIM-Datenbanken (Auswahl)

BIM.archiproducts bim.archiproducts.com 

BIM&CO www.bimandco.com

BIMcatalogs.net www.bimcatalogs.net

bimobject www.bimobject.com

buildup. de.buildup.group 

Heinze BIM www.heinze.de/bim

MagiCAD Cloud www.magicloud.com

MEP content www.mepcontent.eu

NBS National BIM Library www.nationalbimlibrary.com

Plan.One www.plan.one

Polantis www.polantis.com

Syncronia www.syncronia.com

Dieser Beitrag von Marian Behaneck ist zuerst erschienen in TGA Fachplaner 08/2020.

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