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Schneller und bezahlbar sanieren

Um die im Green Deal der EU definierten Klimaziele zu erreichen, soll auch der Wohnbestand schrittweise klimaneutral werden. Die dafür notwendige Sanierungsquote von zwei Prozent konnte in Deutschland allerdings bisher nicht erreicht werden, sie stagniert derzeit bei 0,7 %. Die Wohnungswirtschaft macht hierzulande dafür vor allem zu hohe Investitionskosten, fehlende Fachkräfte und aufwendige Planung verantwortlich.

Zweistöckiges Gebäude in Beige mit Ziegeldach und Energiesparfenstern, Beispiel für energieeffiziente Bauweise in der Gebäudetechnik.
In Mönchengladbach-Hardt ließ der zweitgrößte deutsche Wohnungskonzern LEG serielle Sanierungskonzepte und technische Innovationen erproben, die die schnelle, einfache und bezahlbare Bestandssanierung vorantreiben sollen.

Energiesprung zur Wärmewende

Eine Alternative zur konventionellen Sanierungsmethode kommt aus den Niederlanden. Sie setzt auf serielle Fertigungstechnik und verspricht schnelle und kostengünstige Umsetzung und Lösungen. Die Idee von Energiesprong (Energiesprung) wird seit 2019 von dem ehemaligen Start-up Ecoworks für den deutschen Markt weiterentwickelt. Das Unternehmen kombiniert die Vereinheitlichung der Prozesse für digitalisierte Planung, Produktion und Umsetzung mit der industriellen Vorfertigung von Fassaden- und (PV-) Dachelementen.

Das Ziel ist die Transformation der sanierten Objekte zu einem energieeffizienten Netzero-Haus-Standard (Nullenergie-Haus). Gemeint ist damit eine ausgeglichene Jahresbilanz von Energieerzeugung und -verbrauch während der Nutzungsphase. Dieses Ziel konnte auch in Mönchengladbach in einem Wohnquartier umgesetzt werden: In der Wohnsiedlung verwandelte man fünf Häuser mit 20 Wohneinheiten in Energieplushäuser, die den Netzero-Standard erfüllen.

Allein 71 % der über 18 Millionen zu sanierenden Wohngebäude wurden vor der ersten Wärmeschutzverordnung 1979 erstellt und weisen sehr hohe Verbrauchswerte auf. Gerade die Mehrfamilienhäuser aus den 1950er- bis 1970er Jahren mit ihrer schlecht gedämmten Gebäudehülle und der einfachen Kubatur eignen sich besonders gut für die serielle Sanierung. Ecoworks verstehe sich als „Partner der Wohnungswirtschaft für bezahlbare energetische Sanierung“, sagt Gründer und CEO Emanuel Heisenberg. „Als Generalübernehmer begleiten wir Wohnungsunternehmen von kleinen Genossenschaften bis hin zu Wohnkonzernen von der ersten Prüfung bis zur seriellen Umsetzung. Inzwischen haben wir mehrere Projekte fertiggestellt, weitere 20 sind in der Planung oder Umsetzung.“ Das Unternehmen verspricht eine wirtschaftliche und schnelle Sanierung zum Festpreis. Fertiggestellte Projekte haben gezeigt, dass sich die Bauzeit auf wenige Wochen und minimalinvasive Eingriffe in den Wohnraum reduzieren lässt. Die Umsetzung kann im bewohnten Zustand erfolgen.

Sanierungsinnovation im Reallabor

In Mönchengladbach hat die LEG Immobilien SE das erste Energiesprong-Reallabor in Deutschland an den Start gebracht, um mit verschiedenen Baupartnern die serielle Sanierung im laufenden Betrieb zu erproben. In der LEG-Siedlung übernahm Ecoworks dabei die Sanierung von fünf Mehrfamilienwohnhäusern mit insgesamt 20 Wohneinheiten und 1.086 m2 Wohnfläche. 

Die zweigeschossigen Häuser sind für das Baujahr 1956 typisch als Zweispänner organisiert. Ein 3D-Laser-Scan diente als Basis für die Erstellung eines BIM-Modells, das als digitaler Zwilling die Grundlage für die komplett digitalisierte Planung schuf - von der ersten Idee bis zur millimetergenauen Produktionsvorbereitung für die robotergestützte Vorfertigung in der Werkshalle. Mit der seriellen Sanierung verlagert das Unternehmen 80 % der Wertschöpfung von der Baustelle in die Fabrik.

Jedes Haus mit neuer Hülle

Die Wohnhäuser erhielten eine komplett neu gestaltete Gebäudehülle aus montagefertigen Fassaden- und Dachelementen. Die grauen Fassadenmodule sind mit Faserzement-Platten in Holzoptik bekleidet und mit Zellulose- oder Holzfaser gedämmt. In das Modul integriert sind bereits die Fenster inklusive Sonnenschutz sowie die Versorgungsleitungen für die Wohnraumlüftung und die Energieversorgung. Die neue Hülle konnte in kürzester Zeit montiert werden, die Eingriffe in die Wohnungen waren minimal. Die alten Fenster wurden entfernt und die Fensterlaibungen mit einem neuen Blendrahmen verkleidet. Zusätzlich wurden noch die Kellerdecke mit Mineralwolle gedämmt und je Haus eine neue Heizungsanlage mit Wärmepumpe und Pufferspeicher installiert. Die Wärmeversorgung ist damit komplett von fossilen Energieträgern abgekoppelt. 

Nach Abschluss der Sanierung machten die Gebäude einen gewaltigen Energiesprung von Gebäudeklasse H zu A+. Der Energiebedarf verbesserte sich von 292 auf 22 kWh/m²a, der durch die PV-Anlage auf dem Dach bereitgestellt wird. In der CO2-Bilanz konnten 2,7 Tonnen bezogen auf den Lebenszyklus des Gebäudes eingespart werden.

Sonnenschutz statt Klimaanlagen

Angesichts zunehmender Hitzebelastung im Sommer ist ein wirksamer Sonnenschutz für Wohnräume unverzichtbar. Die neuen Fenster für die Wohneinheiten wurden daher schon in der Fabrik mit insgesamt 468 WMS-gesteuerten Vorbau-Rollläden V4 von Warema bestückt, deren automatisierte Steuerung nach Wetterverhältnissen eine energieeffiziente Nutzung ermöglicht. Der außenliegende Sonnenschutz sorgt auch in künftig häufiger und länger auftretenden Hitzeperioden für ausreichenden Wohnkomfort und verhindert den energieintensiven Einsatz von Klimaanlagen. 

Im Winter unterstützen die Rollläden die energetische Performance der neuen Fassade: Die Luftschicht zwischen den heruntergefahrenen Behängen und den Fenstern hilft, die Wärme in den Räumen zu halten. Für das Projekt wurden die Anschlussleitungen auf der alten Bestandsfassade verlegt und liegen nach der Montage der Fassadenelemente in der Dämmebene. Die Produktwahl erleichtert die einfache und schnelle Integration in den Bauablauf: Die Arbeiten können von außen verrichtet werden, sodass die Wohnungen nicht betreten werden müssen.

Alt-Text: „Nahaufnahme eines modernen Gebäudefensters mit halbgeschlossenen Sicherheitslamellen für verbesserte Energieeffizienz und Sonnenschutz.
Die neuen Fenster wurden schon in der Fabrik in die Fassadenmodule eingebaut und mit insgesamt 468 Vorbau-Rollläden V4 bestückt.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Glaswelt Ausgabe 12/2024.

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