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Gebäudekonzepte und Nachweisverfahren: Wie findet man das passende Haus?

Claudia Siegele

Der Sehnsucht nach den eigenen vier Wänden gehen heute weitaus mehr Entscheidungen voraus, als dies bei den vorherigen Generationen der Fall war. Zwar steht am Beginn immer noch die Überlegung, ob Eigentumswohnung oder ein eigenes Haus und ob Neubau oder Altbau, meist mit anschließender Sanierung. Dann folgt beim Neubau aber schon die Frage nach dem richtigen Gebäudekonzept.

Bevorzugt man Massiv- oder Holzbauweise, braucht es einen Keller, soll es ein Smart Home im Grünen sein oder bevorzugt man im Tiny House die Dichte in einem städtischen Quartier? Vor allem aber: Welchen energetischen Standard setzt man sich zum Ziel, welcher regenerative Energieträger soll es sein? Strebt man nach Hightech oder Lowtech, oder gar nach der so viel zitierten Autarkie? Oder anders gefragt: Will man so effizient bauen, wie es vom Bund gefördert wird oder orientiert man sich an der neuen Messlatte CO₂-Neutralität.

Die dafür jeweils passenden Gebäudekonzepte muss man nicht neu erfinden – sehr populär sind die KfW-Effizienzhäuser, der Passivhausstandard, Sonnenhäuser und Plusenergiekonzepte, bei denen die jährliche energetische Bilanz einen Überschuss ausweist. Allen Lösungen gemein ist die gut gedämmte und luftdichte Gebäudehülle, deren Planung und Ausführung viel Sorgfalt und Fachkenntnis erfordert.

Passivhaus oder Effizienzhaus: Wo liegt der Unterschied bei den Gebäudekonzepten?

Doch wo genau liegen die Unterschiede dieser Konzepte? Und was für Überlegungen sind anzustellen, um herauszufinden, welches das Passende für die eigenen Bedürfnisse, Vorzüge und finanziellen Möglichkeiten ist? Hinsichtlich der vielen Aspekte und Fragestellungen, die da reinspielen, straucheln zuweilen auch erfahrene Energieberater bei der Suche nach der besten Lösung.

Man kann mit Fug und Recht sagen: Am Anfang war das Passivhaus. Seit dem 1.7.1999 fördert die KfW diesen Standard, im Jahr 2001 kamen dann die Energiesparhäuser 40 und 60 hinzu (Anforderung: Primärenergiebedarf 40 bzw. 60 kWh/(m²a), bezogen auf die Gebäudenutzfläche).

Seit etwa 2009 gibt’s das KfW-Effizienzhaus in verschiedenen Förderstufen – ein Energiestandard, der primär auf die Förderung ausgrichtet ist und deren Höhe davon abhängt, wie weit so ein Effizienzhaus die gesetzlichen Anforderungen unterschreitet (55, 40, 40-Plus). Entscheidend sind der Primärenergiebedarf QP und der Transmissionswärmeverlust HT’.

PHPP versus Gebäudereferenzverfahren

Ein grundsätzlicher Unterschied zwischen Passivhaus und Effizienzhaus ist das Nachweis- oder Berechnungsverfahren.

Ein Passivhaus wird mit dem Passivhaus-Projektierungspaket (PHPP) geplant und rechnerisch nachgewiesen, das auf dem Monatsbilanzverfahren der EN 832 bzw. EN ISO 13790 basiert.

Dieses an zahlreichen ausgeführten Projekten validierte Berechnungsverfahren folgt dem Anspruch, die physikalischen Zusammenhänge zu berücksichtigen und den Energieverbrauch des Gebäudes möglichst korrekt wiederzugeben. Als Grenzwert gilt der Heizwärmeverbrauch mit max. 15 kWh/m².

Für ein Effizienzhaus gilt hingegen das zulässige Nachweisverfahren gemäß Gebäudeenergiegesetz (zuvor EnEV), basierend auf der DIN V 18599 oder DIN 4108-6 mit DIN 4701-10. Ein kleiner aber wichtiger Unterschied zum PHPP: Das Nachweisverfahren gemäß GEG erhebt nicht den Anspruch, den Heizenergieverbrauch des später fertiggestellten Gebäudes zu prognostizieren. Die Berechnung kann zudem von pauschalen Ansätzen ausgehen mit einem Standardklima von Deutschland.

Maßgeblich für die zulässigen Höchstwerte eines Gebäudes ist ein Referenzgebäude mit gleicher Geometrie, gleicher Nettogrundfläche und gleicher Ausrichtung und Nutzung. Vorgegeben sind dabei außerdem die Anlagentechnik sowie die energetische Qualität der Gebäudehülle (aktuell gemäß GEG 2020). Es ergeben sich somit individuelle zulässige Höchstwerte für QP und HT’. Der Primärenergiebedarf beinhaltet lediglich Aufwendungen für Heizung, Trinkwasser, Lüftung und Hilfsenergie (im Wohnbau, wohlgemerkt). Somit hängen die Anforderungswerte QP und HT’vom Gebäude(-entwurf) ab.

Für ein Passivhaus gelten prinzipiell zwei Hauptanforderungen:

  • Der Höchstwert des Heizwärmebedarf muss ≤ 15 kWh/(m²a) sein und
  • für den Höchstwert des Primärenergiebedarfs (bzw. PER) gilt ≤ 120 kWh/(m²a).

Zudem schließt das PHPP beim Primärenergiebedarf alle Aufwendungen im Gebäude ein – also auch den Haushaltsstrom.

Das neue Bewertungsschema PER (Primary Energy Renewable) betrachtet anstelle von Primärenergiefaktoren für fossile Brennstoffe die regionale Verfügbarkeit erneuerbarer Energien. Diesen PER-Faktoren werden einzelne Energieanwendungen zugewiesen (z. B. Biomasse), die sich im Bewertungsschema für neue Passivhaus-Klassen wiederfinden.

Sonnenhaus: Entscheidend ist der solare Deckungsgrad

Das Sonnenhaus setzt per Definition auf einen möglichst geringen Primärenergiebedarf (max. 15 kWh/m2a) exklusive Haushaltsstrom) und einen solaren Deckungsgrad von mindestens 50%. Die Besonderheit beim Sonnenhaus sind groß dimensionierte Pufferspeicher innerhalb der thermischen Hüllfläche. Das Nachweisverfahren für Sonnenhäuser ist das gleiche wie beim Effizienzhaus (DIN 4701-10) – gerechnet wird nach dem Referenzgebäudeverfahren, maßgeblich sind Transmissions- und Lüftungsverluste abzüglich der solaren und internen Wärmegewinne, woraus sich der Heizwärmebedarf Qh ergibt. Hinzu kommt die Berechnung des solaren Deckungsgrades. Ein expliziter Grenzwert existiert hier nicht, Zielvorgabe sind ein Qp von max. 15 kWh/(m²a) und der solare Deckungsgrad von mindestens 50 %.

Die verschiedenen Berechnungsverfahren erschweren einen nachvollziehbaren Vergleich der Energiestandards hinsichtlich der energetischen Qualität. Doch egal, ob man sich für ein Passivhaus, Effizienzhaus, Sonnenhaus oder ein ausgeklügeltes Autarkiekonzept entscheidet, sollten Energieberater bei ihren Kunden immer darauf hin arbeiten, den Bauherrn davon zu überzeugen, energetisch besser zu bauen oder zu modernisieren, als es der Gesetzgeber fordert.

Dieser Beitrag von Claudia Siegele wurde zuerst veröffentlicht in GEB 07/2021.

Podcast Gebäudewende #02

Wie viel Technik braucht das Haus?

Pia Grund-Ludwig, Chefredakteurin des Gebäude Energieberater, spricht in der zweiten Episode mit Professor Timo Leukefeld. Er geht mit der Idee eines möglichst enttechnisierten Hauses neue Wege. Heute verbaute Technik sei häufig zu komplex, zu teuer und zu reparaturanfällig, sagt er und schlägt simple und robuste Lösungen vor. Die Hörstücke zur Gebäudewende beschäftigen sich unter anderem mit Konzepten für energieeffizientes Bauen und Sanieren – und zwar vom einzelnen Gebäude bis zur Quartierslösung.

www.geb-info.de/podcast

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