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Dachentwässerung: Die häufigsten Fehler bei Flachdach und Gründach

Dittmar Koop
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Freispiegel- oder Unterdruckentwässerungen sind die Systeme zur Wahl für Flachdächer. Wir sprachen mit Mathias Johr, technischer Referent bei der ACO Haustechnik über häufige Praxisfehler bei Planung und Ausführung solcher Dachentwässerungssysteme. Speziell auf Gründächer bezogen stand uns Dr. Gunter Mann, Präsident des Bundesverbands GebäudeGrün (BuGG), Rede und Antwort. 

Es gibt etliche Fehler, die in der Planung und auch in der Ausführung von Dachentwässerungssystemen unterlaufen können, die vermeidbar sind. Hier ist der Notablauf zu tief positioniert und läuft deshalb zu früh an.

Mathias Johr ist es grundsätzlich erst einmal wichtig zu differenzieren, wann die Fehler gemacht werden und welches Ausmaß sie in sich tragen. Ein Beispiel wären Fehler, die in der Planung auftreten, jedoch nachträglich durch die Anwendungstechnik korrigiert werden könnten. Umgekehrt muss die Anwendungstechnik zurückspiegeln, wenn sich das Geplante doch nicht 1:1 in die Praxis umsetzen lässt. Johr unterscheidet also zwischen Planungs- und Ausführungsfehlern. Hier ist seine Liste der Top 8:

1. Wahl des „falschen“ Entwässerungssystems

Für große Dachflächen (z. B. Hallen) sind Unterdruckentwässerungen das geeignete System der Wahl. Für kleine Dachflächen, zudem wenn sie stark „zerklüftet“ sind, sollten Freispiegelsysteme geplant werden. Die Häufigkeit dieses Fehlers der Wahl des „falschen“ Entwässerungssystems ist laut Mathias Johr in der Praxis gering und er kann außerdem gut behoben werden, wenn die Fehlplanung in einem frühen Stadium schnell erkannt wird.

2. Fallleitungshöhe zu gering

Fallleitungssysteme benötigen eine Mindest-Fallleitungshöhe von 4,2 m. Bei dieser Höhe wird nach DIN EN 1253-2 die Ablaufleistung ermittelt. „Bei einer zu geringen Fallleitungshöhe verschiebt sich die Kennlinie der Abläufe und der Ablauf kann sein Maximum nicht erreichen“, erläutert Mathias Johr.

3. Unterdruckleitung unter Rückstauebene

Unterdruckentwässerungen werden nur bis zur Rückstauebene als Unterdrucksystem berechnet, darunter als Freispiegelsystem. Der Grund ist, dass bei einem Rückstau aus dem Kanalsystem das Unterdrucksystem nicht mehr funktionieren würde.

4. Ablaufleistung ohne passende Dimensionierung der Leitungen

Bei Freispiegelsystemen werden horizontale Leitungen mit einem Füllgrad von 0,7 ausgelegt, müssen also in Abhängigkeit der Ablaufleistung mit einem Gefälle oder in der Dimension der Leitung angepasst werden.

Flachdach eines Geschäftsgebäudes mit verstopftem Abfluss durch Laubansammlungen, ein potenzielles Risiko für Wasserschäden; Wichtiges Thema für Facility Manager und TGA-Planer in der Gebäudetechnik.
Regelmäßige Wartung und Reinigung der Systeme ist das A und O. Die wird in der Praxis aber oft vernachlässigt.

5. Pressdichtungsflansche unsauber montiert

Löcher für die Bolzen der Pressdichtungsflansche müssen nach Vorgabe der Flachdachrichtlinie mit einem Locheisen ausgestanzt werden. Bei kreuzweisem Einschneiden der Dichtungsbahn stehen diese Ecken nach oben und sie verhindern ein Verpressen der Los-Festflansch-Verbindung. Außerdem ein möglicher Fehler: Wenn bei der Ausführung Dreck im Bereich des Pressdichtungsflansches liegt, kann das eine vollflächige Verpressung gefährden und in der Folge können Undichtigkeiten möglich sein.

6. Keine Überarbeitung der hydraulischen Berechnung bei Leitungsänderung

Bei der hydraulischen Berechnung von Unterdruckentwässerungen wird dem Verarbeiter ein Verlegeplan (Isometrie) erstellt/übergeben. Müssen bei der Installation Leitungen anders installiert werden (Kollisionen vermieden werden), muss dieser Plan überarbeitet werden. Der Verarbeiter muss Kontakt zur Anwendungstechnik aufnehmen und die Neuberechnung anstoßen. Dies wird laut Mathias Johr häufig aber nicht gemacht, da sich die Verarbeiter nicht über die Relevanz bewusst wären. Im Ergebnis käme es dann aber ggf. zu Systemen, die nicht gut bis gar nicht funktionieren würden.

7. Falsch positionierter Notablauf

Wenn Regel- und Notablauf auf derselben Höhe (direkt nebeneinander) sitzen, muss der Notablauf einen Anstauring erhalten, damit der Regelablauf erst sein Maximum erreicht, bevor der Notablauf anläuft. Die Problematik, wenn das unterbleibt, ist: Der Notablauf läuft bei jedem Regen mit und es bildet sich ggf. auf dem Dach stehendes Wasser.

8. Häufigster Fehler: Mangelnde Wartung

Am Ende ist der häufigste Fehler bei der Dachentwässerung eine nicht gewissenhafte Betriebsführung. Wenn Wartungen nicht oder schlecht ausgeführt werden, verstopfen Abläufe und das Regenwasser verbleibt auf dem Dach. Die Wartung ist nach DIN 1986-3 (Neuauflage 2024) geregelt. Sie besagt zweimal im Jahr eine Wartung, insbesondere im Herbst, und bei gedrosselten Abläufen eine Wartung sogar alle 3 Monate.

5 Fehler bei der Entwässerung von Gründächern

Gründächer erfordern in der Planung, Ausführung und in der Unterhaltung zu ihrer einwandfreien Entwässerung zusätzliches Know-How, weil in das Zusammenspiel von Dach und Entwässerungstechnik die Bepflanzung hinzu kommt, die bewässert und ggf. entwässert werden muss. Die nachfolgende Auflistung von Dr. Gunter Mann, Präsident des Bundesverbands GebäudeGrün (BuGG), versteht sich also als Ergänzung. Hier sind die aus seiner Sicht wichtigsten fünf Fehler, bezogen auf die Entwässerung von Gründächern:

„Gründach mit vielfältiger Bepflanzung auf einem modernen Gebäude, im Kontext energieeffizienter Gebäudetechnik und nachhaltiger Baukonzepte für Architekten und TGA-Planer.“.
Gründächer erfordern in der Planung, Ausführung und in der Unterhaltung zu ihrer einwandfreien Entwässerung zusätzliches Know-How, weil in das Zusammenspiel von Dach und Entwässerungstechnik die Bepflanzung hinzu kommt.

1. Fehlende Abstimmung der maximalen Fließlänge mit der Entwässerungsleistung der Gründachdrainage

Je nach Art der Drainage (Schüttgüter- oder Kunststoffdränage, und bei Letztgenannten die Bauweise) kann mehr oder weniger Überschusswasser aus dem Gründachaufbau/-substrat aufgenommen und abgeführt werden. Die Produktlieferanten berechnen das. Wird zu wenig abgeführt, staut sich das Wasser auf und die Vegetation vernässt und bekommt auf Dauer ein anderes Erscheinungsbild. Den Planenden ist die Problematik oft gar nicht bewusst.

2. Unkenntnis und Außerachtlassen des Abflussbeiwertes

Zur Berechnung der Entwässerungsleistung eines Gründaches gehört auch der Abflussbeiwert Cs dazu, den nicht jeder kennt bzw. nicht weiß, wo der diesen nachschlagen kann, z. B. in den FLL-Dachbegrünungsrichtinien. Der Abflussbeiwert beschreibt, welcher prozentuale Anteil des Niederschlags zum Abfluss gelangt, d. h. das Verhältnis zwischen dem abflusswirksamen (effektiven) Niederschlag und dem Gesamtniederschlag.

3. Unkenntnis Umgang Gründach bei Druckentwässerung

Bei der Kombination von Dachbegrünung mit Druckentwässerung müssen verschiedene elementare Regeln beachtet werden, damit die Druckentwässerung funktioniert. Dazu gehört auch der passende Cs.

4. Staunässe in der Vegetation

Die Entwässerung eines gefällelosen Dachs muss so erfolgen, dass es keine Staunässe für die Vegetation gibt. Das Dachsubstrat darf nicht längere Zeit im Wasseranstau bzw. Pfützen stehen. Ansonsten sterben manchen Pflanzenarten ab und es bilden sich Moose und Gräser aus.

5. Zu langsame Entwässerung von (begrünten) Umkehrdächern

Bei einer Ausführung ohne gegen Unterlaufen gesicherte Trennlage, darf das zurückgehaltene Wasser zu keiner langfristigen Überstauung des Dämmstoffes führen. Nach 48 Stunden muss die eingestaute Wassermenge planmäßig wieder abgeführt sein.

Dittmar Koop ist Journalist für erneuerbare Energie und Energieeffizienz.

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