So absurd lief der große Baubetrug in Österreich ab
Es ist einer der größten Betrugsfälle im Bauwesen in Österreich: Die zwei Hauptangeklagten Miodrag S. und Dragan J. sollen über Jahre ein Netz aus über 30 Scheinfirmen aufgebaut und betrieben haben. Sie setzten Strohmänner als Geschäftsführer ein, um offiziell nichts mit den Firmen zu tun zu haben. Die Scheinfirmen wurden genutzt, um Arbeiter anzustellen und diese zum Schein bei der österreichischen Sozialversicherung zu melden. Die Versicherungsbeiträge steckten die Drahtzieher in die eigene Tasche. Mit mehreren hundert Scheinanmeldungen wurde die Sozialversicherung in Millionenhöhe geschädigt.
Insgesamt sollen der kriminellen Bande mehr als 50 Personen angehört haben. Maler 012, Mystic Bau oder Win4sure waren z.B. die klingenden Namen einiger Scheinfirmen, mit denen die Betrüger von 2013 bis 2017 aktiv waren.
Die Putzfrau als Geschäftsführerin
Ihre Strohmänner und -frauen warben die Hauptangeklagten in Serbien an, sie wurden für wenige Tage nach Österreich gebracht, um dort eine Firma anzumelden. Die meisten dürften nicht einmal verstanden haben, was sie tun, da sie über keinerlei Deutschkenntnisse verfügen. Wie z.B. eine serbische Reinigungsfrau, der man einen Putzjob versprochen hatte. Ein anderer „Geschäftsführer“ erkannte keinen einzigen seiner Mitarbeiter auf Fotos und eine Baustelle, wo seine Angestellten tätig waren, konnte er auch nicht nennen.
Der Betrug war auch deshalb jahrelang erfolgreich, weil u.a. Unternehmensmakler und ein Wiener Notar den Angeklagten halfen, immer wieder neue Scheinfirmen zu gründen bzw. stillgelegte Unternehmen zu kaufen. Eine eigene Buchhaltung verwaltete die Geschäfte.
Von dem großangelegten Betrug profitierten jedoch nicht nur die Angeklagten. Auch die Auftraggeber erfreuten sich viele Jahre an den günstig angebotenen Leistungen. Mittlerweile wird gegen drei österreichische Unternehmen ermittelt, die in die illegalen Machenschaften verwickelt gewesen sein sollen.
Zu den Verlierern der Geschichte gehört nicht nur die geschädigte Sozialversicherung, sondern auch die unzähligen Arbeiter, die unversichert und zu Dumpinglöhnen die arbeitsintensiven Tätigkeiten auf den Baustellen erledigt haben.