Blick ins KK-Archiv: Kälte- und Klimatechnik aus 70 Jahren
Als 1948 das erste Exemplar der Fachzeitschrift Die Kälte erschien, waren viele Fabrikanlagen zerstört und die Materialversorgung äußerst beschränkt. Der Wiederaufbau und die Herstellung von Komponenten und Kälteanlagen begannen sehr zögerlich.
Von einer Brauerei in Bayern wurde vor der Währungsreform dringend ein Stangeneisgenerator benötigt. Bezahlt wurde er mit 30 Doppelzentnern Kartoffeln, die in Dortmund gegen 100 Doppelzentner Steinkohle eingetauscht wurden. Die Steinkohle wurde nach Augsburg transportiert und dort bei der Firma L.A. Riedinger Bronzewarenfabrik gegen einen wieder instand gesetzten gebrauchten Stangeneisgenerator eingetauscht.
Schon lange vor Hape Kerkeling - nämlich seit 1908 (Bild: Anzeige aus der KK 1952) - gab es den Hurtz von der Firma Anton Hurtz. Das Unternehmen produzierte seit 1908 Eiszellen für Brauerei- und Kältebedarf. Heute ist die Anton Hurtz GmbH in Nettetal Spezialist für die Aluminium-Verarbeitung mit Produkten wie Siebdruckrahmen, Lagersysteme und Container.
Die Konda-Spatelung, 1952 eine Neuigkeit in der Kleineisbereitung, besteht aus einem durch außen liegende Steuerkurven gelenkten Roboter-Spatel. Er ist aus nicht rostendem Material aus einem Stück gegossen und daher so glatt, dass keine Speisereste anhaften.
Die fertig gefrorene Eismasse wird dann einfach durch das Abheben des Griffs oberhalb des Spatels herausgenommen.
Herren gesucht! Stellenanzeigen aus einer Kälte-Ausgabe von 1954.
BBC verfügte nach dem Zusammenbruch über das einzige intakte deutsche Werk für Kühlschränke in Großauheim. Bereits kurz nach dem Krieg lief die Produktion von Haushaltskühlschränken für die Besatzungsmacht an. Ab Mitte der 1950-er Jahre entwickelte und baute BBC eigene Verdichter für gewerbliche und industrielle Anlagen (im Bild: Verdichter 5,25).
Bei BBC werden Kühltruhen, Gemeinschaftsgefrieranlagen, Anlagen für Kühlhäuser, Molkereien und Schlachthöfe gebaut – der Bereich Anlagen für die Lebensmittelkühlung wird bis in die 1970-er Jahre einen Schwerpunkt bilden.
Nach dem Krieg wird 1950 die Borsig AG als Tochter der Rheinmetall AG neu gegründet. In der Produktpalette: Dampferzeuger, Apparate und Maschinen, Kälte- und Chemieanlagen, später Turboverdichter und Kugelhähne. Hier eine Röhreneiserzeugungsanlage für die Fischwirtschaft mit einer Leistung von 5t pro Tag.
Ebenfalls von Borsig: Der Maschinenraum eines Fischkühlhauses mit einer Gesamtkühlfläche von 5300m2 (Lagertemperatur bis -30°C) ...
... und ein Heringskühlraum mit Wandluftkühlern.
Für anspruchsvolle Projekte wie das mobile Bodengefrieraggegrat für die Münchener U-Bahnhaltestelle Stachus hatte BBC in der 1960-er Jahren ein großes Planungsbüro in Mannheim.
"Aus der Tiefkühlkost wird ein Tiefkühlgeschäft" kündete die Werbung für den VW-Tiefkühl-Transporter 1962. Er fasste 600kg Tiefkühlkost und versorgte damit bis zu 15 Truhen pro Tour - ein Warenwert von damals rund 2500,- DM.
Kühlhäuser, Molkereien, Schlachthäuser - Anlagen für die Lebensmittelkühlung waren bis Mitte der 70-er ein Schwerpunkt für Kältetechnikhersteller wie BBC. Hier der Maschinenraum eines Schlachthofes (1963), ausgestattet mit vier Escher Wyss Boxer-Kompressoren.
Auch Linde konzentrierte sich ab Mitte der 60-er auf Kältetechnik für Lebensmittelverarbeitung. Konservierung, Frischhaltung, Transport, Lagerung und Verteilung. Schwerpunkte waren dabei größere gewerbliche Anlagen für Handel und Industrie, wie die Ausstattung von Handelsketten und Supermärkten mit Verkaufs- bzw. Kühlmöbeln.
Fast interessanter als die Verdampfer ist die hier zur Schau gestellte Architektur. Der Brutalismus (heißt wirklich so!), ein Architekturstil der Moderne von den 60-ern bis in die 80-er Jahre, stellt Konstruktion, Material und Grundrisse offensiv zur Schau.
Das lauschige Klimagerät von Daikin hätte man uns von der Optik her auch als antikes Radio verkaufen können. Andererseits: Es soll ja geräuschlos sein.
Düsenkammer (Luftwäscher mit einem Volumenstrom von 320.000m3/h und einer Höhe von 5,50m) zur Luftbefeuchtung einer Industrie-Klimaanlage von 1970.
Luftkühler für direkte Verdampfung von Frigen, verbunden mit einer Befeuchtungseinrichtung (1970). Die Luftbefeuchtung für den Winterbetrieb erfolgte hier dadurch, dass die berippte Oberfläche mit Wasser besprüht wurde.
Schalttafel der Klimaanlage eines Münchner Theaters von 1970. Über diese Hauptschalttafel wurden alle heizungs- und lüftungstechnischen Einrichtungen des Hauses erfasst.
Als Neuheit 1984 auf dem Kältetitel: Die Twin-Verflüssigersätze von Danfoss.
Ein technischer Leckerbissenn aus den 80-ern: Als Einzelauftrag gefertigtes luftgekühltes Spezialaggregat (Normal- und Tiefkühlung) für die Firma Rieger. Drei Verdichter auf einem Chassis; einer davon bestimmt zur Tiefkühlung mit Kältemittel R507, zwei Verdichter für die Normalkühlung mit Kältemittel R134a. Verflüssiger mit zwei Kreisläufen.
Carrier-Fachpresse-Konferenz am 18.12.1996: Begleitet von einer Laser-Bild-Show schwebt der neue Global Chiller in luftgekühlter Bauform mittels Schwerlastkran aus dem Carrier-Himmel.
Die IKK (bis 2007) war vor der Chillventa die wichtigste Messe für Kälte- und Klimatechnik. Hier präsentiert Dipl.-Ing. Bernhard Weis den Plate & Shell-Verdampfer EVE, der mit einem integrierten kompakten Abscheider zusammengebaut ist.
Integral setzte auf der IKK 1997 auf die Binäreistechnik und auf Wasser als Kältemittel.