E.ON: Horrende Nachforderungen für Strom und Gas
Wenn der Strom- und Gasverbrauch vom Energieversorger jahrelang nur geschätzt wurde, können Kunden bei Abrechnung des tatsächlichen Verbrauchs ihr blaues Wunder erleben. Im Frühwarnnetzwerk des Marktwächter Energie ist das Energieunternehmen E.ON auffällig geworden.
Energielieferanten dürfen unter bestimmten Umständen den Verbrauch ihrer Kunden schätzen und auf dieser Grundlage abrechen. Doch gerade bei zu geringen Schätzungen können über einen langen Zeitraum hohe Rückstände auflaufen. Das ist einer E.ON-Kundin zum Verhängnis geworden. Denn solange der Versorger den tatsächlichen Verbrauch nachweisen kann, darf er ihn noch Jahre später abrechnen. Dem Marktwächter Energie liegt ein Fall vor, bei dem E.ON die Rechnung über mehrere Jahre schätzte. Als diese nachträglich korrigiert wurde, forderte der Energieriese eine Zahlung in Höhe von 13.370 Euro.
Wenig Klarheit bei den Verbrauchern
Angaben zur Art der Ermittlung der Zählerstände sind in Rechnungen nicht verpflichtend. Nicht immer ist klar, ob der Verbraucher, der Netzbetreiber oder der Anbieter den Zählerstand abgelesen hat oder dieser geschätzt wurde. Laut einer vom Marktwächter Energie in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage wissen 41% der Verbraucher in Deutschland nicht, dass Energielieferanten den Energieverbrauch unter bestimmten Umständen schätzen dürfen.
Für Grundversorger ergibt sich die Berechtigung aus § 11 Abs. 3. Außerhalb der Grundversorgung muss hierfür eine entsprechende Berechtigung in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen vereinbart sein. 14% der Verbraucher haben schon einmal eine Jahres- oder Schlussrechnung mit geschätztem Energieverbrauch erhalten. Fast jedem zweiten (47%) dieser Verbraucher ist jedoch nicht bekannt, dass der Energielieferant noch Jahre später eine korrigierte Rechnung erstellen und die Kosten für den tatsächlichen Verbrauch nachfordern kann. Den Sachverhalt hat der Marktwächter Energie in einem Faktenblatt zusammengestellt.