Plagiarius 2020: Die 10 dreistesten Fälschungen
Plagiate und Fälschungen sind weder ein Kompliment, noch harmlose Kavaliersdelikte. Sie sind rücksichtslos, gefährden Arbeitsplätze und bedeuten Stillstand statt Fortschritt. Begünstigt wird die explosionsartige Ausbreitung von Produkt- und Markenpiraterie durch Globalisierung, Internet, digitale Kommunikation - und durch die gezielte Nachfrage von leichtgläubigen (Online-) Schnäppchenjägern. Dabei sind Fakes dem Original meist nur auf den ersten Blick täuschend ähnlich, werden und bergen gerade für Verbraucher enorme Sicherheitsrisiken.
Gegen Ideenklau, für Innovation und Wettbewerb
Der vom Designer Prof. Rido Busse ins Leben gerufene Negativ-Preis Plagiarius wurde am 07. Februar 2020 auf der Frankfurter Konsumgütermesse Ambiente zum 44. Mal verliehen. Bereits seit 1977 vergibt die Aktion Plagiarius e.V. den Schmäh-Preis an Hersteller und Händler besonders dreister Plagiate und Fälschungen. Die Auszeichnung sagt nichts darüber aus, ob ein nachgemachtes Produkt im juristischen Sinne erlaubt oder rechtswidrig ist. Ziel der Aktion Plagiarius ist vielmehr, die skrupellosen Geschäftspraktiken von Produkt- und Markenpiraten ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und Industrie, Politik und Verbraucher für die Problematik zu sensibilisieren.
Zugleich vermittelt der Verein Unternehmern, KMU und Kreativen die Bedeutung und Wirksamkeit von gewerblichen Schutzrechten – z.B. Marke, Patent, Design - und ermutigt sie ihr geistiges Eigentum zu schützen und Nachahmer zur Rechenschaft zu ziehen. Zudem möchte die Aktion Plagiarius dazu beitragen, dass Konsumenten technischen und kreativen Leistungen mehr Wertschätzung entgegen bringen, indem sie ihnen vor Augen führt, dass die Entwicklung eines Produktes von der ersten Idee über Design, Konstruktion, Zertifizierungen und Prototypenbau bis zur Marktreife viel Zeit, Geld, Know-how, Mut und Innovationskraft kostet. Dafür steht auch die Trophäe des Negativ-Preises: Ein schwarzer Zwerg mit goldener Nase – Symbol für die immensen Profite, die ideenlose Nachahmer sprichwörtlich auf Kosten von Kreativen und der Industrie erwirtschaften.
Nominierte können Stellung nehmen
Bevor die jährlich wechselnde Jury die Preisträger wählt, werden die vermeintlichen Plagiatoren über ihre Nominierung informiert und erhalten die Möglichkeit zur Stellungnahme. Neben fallbezogenen Informationen fließen diese Reaktionen, sofern erfolgt, mit in die Bewertung ein. Der Jury geht es nicht darum, legale Wettbewerbsprodukte zu brandmarken. Intention ist vielmehr, plumpe 1:1 Nachahmungen, die dem Originalprodukt bewusst zum Verwechseln ähnlich sehen und die keinerlei kreative oder konstruktive Eigenleistung aufweisen, in den Fokus zu rücken.
Erfreulicherweise haben bereits zahlreiche Nachahmer aus Angst vor der Prämierung mit dem Plagiarius eine Einigung mit dem Originalhersteller gesucht und z.B. Restbestände der Plagiate vom Markt genommen, Unterlassungserklärungen unterschrieben oder ihre Lieferanten offengelegt.
Plagiate bergen Gefahren für die Verbraucher
Der alarmierend große Erfolg von Plagiaten hat viele Ursachen. Zunächst den oftmals sehr niedrigen Preis. Keine Frage, jeder freut sich über ein Schnäppchen. Aber billig ist nicht gleich preiswert. Und das Preis-Leistungs-Verhältnis bei Plagiaten ist oftmals katastrophal. Das Tückische: Auf den ersten Blick machen Plagiate einen guten Eindruck. Verbraucher sollten sich aber nicht blauäugig der Illusion hingeben, dass gleiches Aussehen automatisch die gleiche Qualität, Leistungsfähigkeit und vor allem Sicherheit bedeutet. Viele Plagiate und Fälschungen sind nachweislich aus billigen Materialien gefertigt, schlecht verarbeitet und haben nie eine Qualitäts- oder Sicherheitskontrolle durchlaufen.
De facto zeigt sich das u.a. in kurzer Lebensdauer, mangelhafter Elektronik und Funktionalität oder sehr hohen Schadstoffbelastungen. Das wiederum birgt Gesundheitsrisiken, wie z.B. im Fall der vermeintlich harmlosen Rucksackfälschung, deren Material mit giftigen, krebserregenden Schadstoffen belastet ist, oder wenn die gefälschte Sonnenbrille keinen UV-Schutz bietet. Lebensgefährlich wird es bei gefälschten Felgen, Medikamenten, Motorsägen, Beatmungsgeräten etc.