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ZDH-Umfrage: Viele Handwerksbetriebe bangen um Existenz

Die Ergebnisse der aktuellen ZDH-Sonderumfrage unter den Betrieben zeigt deutlich, wie ernst die Lage im Handwerk ist. Viele Betriebe bangen um ihre Existenz. Gerade bei den energieintensiven Gewerken sind die Liquiditätspuffer aufgezehrt. Selbst der Bau- und Ausbau droht als Konjunkturstabilisator wegzubrechen.

Eine deutliche Mehrheit der Handwerksbetriebe (59 Prozent) bleibt von Umsatzausfällen betroffen, die direkt oder indirekt auf den Ukraine-Krieg zurückzuführen sind. Im Mittel sind etwa 18 Prozent des erwarteten Umsatzes im bisherigen Kalenderjahr verloren gegangen. Gründe für die Umsatzrückgänge sind eine zunehmende Kaufzurückhaltung der Konsumenten, Auftragsstornierungen infolge gestiegener Beschaffungs- und Energiekosten sowie Einschränkungen bei Produktion/Auftragserbringung infolge gestiegener Beschaffungs- und Energiepreise.

Die Umsatzerwartungen sind im Handwerk überwiegend negativ. Für das 1. Quartal 2023 gehen 62 Prozent der Betriebe von rückläufigen und nur noch 5 Prozent von zunehmenden Umsätzen aus. Die schlechten wirtschaftlichen Aussichten schlagen sich auch in den Beschäftigungsplänen der Betriebe nieder. Nur 5 Prozent rechnen bis zum Ende des 1. Quartals 2023 mit wachsenden Mitarbeiterzahlen, während 23 Prozent hier von einem Rückgang ausgehen. Um die Fachkräftebasis in den Handwerksbetrieben zu sichern, wird es notwendig sein, die erleichterten Zugangsregelungen zum Kurzarbeitergeld über das Jahresende 2022 hinaus zu verlängern. Jeder fünfte Handwerksbetrieb geht davon aus, andernfalls Mitarbeiter entlassen zu müssen.

Gestörte Lieferketten und gestiegene Preise

Die Betroffenheit im Handwerk von gestörten Lieferketten und gestiegenen Beschaffungspreisen bleibt auf hohem Niveau – zuletzt berichteten noch 80 Prozent der Betriebe von einer Betroffenheit. In der Folge sind bestehende Aufträge für die Betriebe unwirtschaftlich, und es kommt zu Verzögerungen bei der Erfüllung von Aufträgen oder gar Auftragsstornierungen. Lieferengpässe sehen die Betriebe weiterhin insbesondere bei Elektronik-Komponenten und Metallen, eine besonders hohe Preisdynamik erneut bei Metallen und Elektronik-Komponenten sowie bei Kunststoffen und Energieträgern. 83 Prozent der Handwerksbetriebe berichten von einem Anstieg ihrer Energiekosten seit dem Jahresbeginn 2022 (im Mittel um 64 Prozent). Von mindestens einer Verdopplung ihrer Energiekosten berichten immerhin 7 Prozent der Energiepreisanstiege meldenden Handwerksbetriebe – in der Spitze verneunfachten sich die Energiekosten dieser Betriebe.

Nur 3 Prozent der Betriebe können ihre gestiegenen Kosten unmittelbar und umfassend an ihre Abnehmer weitergeben, 70 Prozent immerhin anteilig. Allerdings können auch 26 Prozent die höheren Energiekosten aktuell gar nicht an Kunden weitergeben. Fehlende Zahlungsbereitschaft von Kunden (61 Prozent), Bindung an bereits vereinbarte Preise bei bestehenden Verträgen (57 Prozent) und eine hohe Wettbewerbsintensität im eigenen Marktsegment (48 Prozent) verhindern eine Weitergabe der gestiegenen Kosten.

Steigende Kosten für Strom und Erdgas

Spürbar mehr Handwerksbetriebe (plus 6 Prozentpunkte auf 77 Prozent) berichten von Preiserhöhungen im Rahmen bestehender Lieferverträge für Strom oder Erdgas, die im Mittel bei 79 (Strom) bzw. 107 (Erdgas) Prozent lagen. Die Zahl der von Vertragskündigungen durch Energieversorger betroffen Betrieben hat sich in den letzten 3 Monaten sogar mehr als verdoppelt (plus 7 Prozentpunkte auf 13 Prozent). Die Vertragskündigungen haben für mehr als die Hälfte der betroffenen Betriebe weitreichende Folgen. 28 Prozent haben nur einen neuen Vertrag zu tagesaktuellen Preisen erhalten, wodurch die tatsächlichen Produktionskosten zukünftig kaum kalkulierbar sind. 24 Prozent konnten bisher keinen neuen Vertrag abschließen, womit ein Produktionsstillstand droht.

In den von Preiserhöhungen und/oder der Kündigung von Versorgerverträgen für Strom oder Erdgas betroffenen Betrieben hat sich die Energieintensität (der Anteil der Energiekosten am Betriebsumsatz) innerhalb des letzten Jahres stark erhöht. Diese stieg von durchschnittlich 7,8 (3. Quartal 2021) auf 12,4 Prozent an (3. Quartal 2022).

Ein Drittel der Handwerksbetriebe nutzt (zusätzlich) andere Energieträger als Strom und Erdgas zur Energieerzeugung (17 Prozent Erdöl, 7 Prozent Holzpellets, 21 Prozent weitere Alternativen). Die Nutzung dieser führt allerdings nicht zu einer Entlastung bei den Energiekosten. Die Betriebe melden seit dem Jahresende 2021 einen Kostenanstieg von durchschnittlich 88 Prozent bei Erdöl und sogar von 149 Prozent für Holzpellets.

Ein Fünftel der Handwerksbetriebe berichtet von Liquiditätsengpässen infolge gestiegener Energiekosten, zudem 15 Prozent infolge der anhaltenden Lieferengpässe. Deshalb müssen die von der Bundesregierung angekündigten Härtefallhilfen für besonders betroffene Energieintensive Betriebe so ausgestaltet werden, dass die Zeitspanne bis zum tatsächlichen Start der Energie- und Strompreisbremsen überbrückt wird. Die in Aussicht gestellten Unterstützungsleistungen werden nur zur Abfederung der größten Liquiditätsengpässe beitragen. Nur 14 Prozent der Handwerksbetriebe erwartet, durch die Gas- und Strompreisbremse ausreichend große finanzielle Spielräume zur Finanzierung wichtiger Zukunftsinvestitionen zu erhalten.

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